Hürtgenwald - Perspektiven der Erinnerung

Datum: 
Samstag, 13. September 2014
Ort: 
Hürtgenwald-Vossenack (Eifel)
Deadline: 
Montag, 1. September 2014

Der Hürtgenwald war im Spätherbst 1944 der Schauplatz für schwere Kämpfe zwischen alliierten Soldaten und Soldaten der Wehrmacht. Die Kämpfe zählen zu den längsten und verlustreichsten Gefechten des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Boden im Westen. Sie hinterließen tausende Verwundete und Tote. Nach 1945 blieb der Hürtgenwald mit seinen Gemeinden über viele Jahre von dem Kriegsgeschehen gezeichnet. Noch heute finden sich in den Wäldern Kriegsrelikte: gesprengte Bunker, überwachsene Laufgräben, gefährliche Blindgänger. Außerdem zeugen zwei Kriegsgräberstätten, Kreuze, Tafeln, zahlreiche Gedenksteine und künstlerische Objekte davon, welch tiefe Spuren die Kriegsereignisse in der Erinnerung der Menschen hinterlassen haben.

An den Kämpfen beteiligt waren auch Soldaten der 116. Panzerdivision ("Windhund"-Division), die zuvor in Jugoslawien, an der "Ostfront" in Russland und in Frankreich eingesetzt worden war. Veteranen der 116er-Division etablierten in der Region eine Erinnerungskultur, die bis in die Gegenwart Bestand hat. Inzwischen leben nur noch wenige der Veteranen von 1944. Durch das Wegbrechen des Veteranenverbandes ist eine Lücke entstanden, die dem "wilden Gedenken" Tür und Tor öffnet. Betrachtet man die Erinnerungslandschaft Hürtgenwald als Ganzes, dann fällt auf, dass einerseits eine differenzierte Repräsentation der lokalen und regionalen Kriegserfahrung fehlt, während sich andererseits die Erinnerung an die "Windhund"-Division deutlich in der Landschaft wiederzufinden scheint.

Die Fachtagung "Hürtgenwald - Perspektiven der Erinnerung" zielt vor diesem Hintergrund darauf ab: - die bisherige Debatte über eine angemessene Darstellung der regionalen Kriegsgeschichte zu erweitern; - Elemente für ein Korrektiv zu der in Teilen täterfixierten und mythendurchsetzten Geschichtserzählung in der Region herauszuarbeiten; - einen Perspektivwechsel in der Erinnerungspolitik der Region anzustoßen, der den Generationenwechsel berücksichtigt.

Veranstalter der Tagung: Arbeitskreis für historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa e. V. | Gemeinde Hürtgenwald | Gesellschaft für interdisziplinäre Praxis e. V. | Landschaftsverband Rheinland | NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln | RWTH Aachen / Wirtschafts-, Sozial- und Technologiegeschichte | Stiftung Gedenken und Frieden | Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.

Veranstaltungsort: Franziskus-Gymnasium, Franziskusweg 1, 52393 Hürtgenwald-Vossenack

Anmeldungen werden nur schriftlich unter Angabe der vollständigen Adresse entgegengenommen.

Benutzen Sie dazu bitte die anhängende Postkarte (siehe PDF untenstehend).

Da die Anzahl der Teilnehmenden begrenzt ist, behalten es sich die Veranstalter vor, über die Teilnahme zu entscheiden.

Teilnahmegebühr:  € 20 | € 5 (für Studierende und Menschen mit geringen Einkünften)

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Programm:

ab 08.45  Einlass und Akkreditierung der Teilnehmenden

09.30  Begrüßung und Grußworte  -  Prof. Dr. Andreas Dix (Universität Bamberg, Vorstand ARKUM) | Ulrike Lubek (LVRDirektorin) | Bernd Neuendorf (Staatssekretär im Jugend- und Kulturministerium NRW)

Im Dialog (I): Axel Buch (Bürgermeister der Gemeinde Hürtgenwald) und Frank Möller (Deutschlandfunk) über die Erwartungen an die Tagung

10.00  Peter Quadflieg M.A. (RWTH Aachen):  "Windhunde" im Hürtgenwald (1945 - 2014). Der Hürtgenwald als "Lieu de Mémoire" für einen Veteranenverband der Wehrmacht: Überformung, Auslassung und "wildes Gedenken"

10.45  Dr. Joachim Weiner (GIP):  Krieg und Erinnerung - Strategien, Motive und Praxis apologetischer Erinnerungskulturen

11.30  Im Dialog (II): Wolfgang Wegener M.A. (LVR) und Dr. Karola Fings (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln) über die Kontextualisierung und Historisierung beispielhafter Kriegsrelikte und Erinnerungsobjekte in der Region

12.00  Mittagessen

Im Foyer:  Dr. Klaus-Dieter Kleefeld (LVR):  Präsentation und Erläuterung des digitalen Informationssystems "KuLaDig - Kultur. Landschaft. Digital"

13.00  Projektkurs Geschichte der Q1 des Franziskus-Gymnasiums Vossenack:  Die "Windhunde" und ihre Geschichte aus der Sicht der jungen Generation - ein Unterrichtsprojekt unter Leitung von Clemens Amendt über das lokale Mahnmal

14.00  Diskussionsrunde Wissenschaft & Bildung:  Militärgeschichte - Erinnerungsgeschichte - Regionalgeschichte

Teilnehmer: Prof. Dr. Andreas Dix | Dr. Karola Fings | Peter Quadflieg M.A. | Vertreter der Schüler und Schülerinnen des Franziskus-Gymnasiums | Dr. Joachim Weiner

15.00  Kaffeepause

15.30  Diskussionsrunde Politik & Bildung:  Verantwortungsbewusste Erinnerung als Erlebnisangebot? - Konturen eines Handlungskonzepts

Teilnehmer: Axel Buch | Peter Bülter (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.) | Sylvia Löhrmann (Ministerin für Schule und Weiterbildung NRW) | Maria Springenberg-Eich (Landeszentrale für politische Bildung NRW) | Wolfgang Spelthahn (Landrat Kreis Düren)

16.30  Tagungskommentar  -  Dr. Klaus Naumann (Hamburger Institut für Sozialforschung)

17.00  Verabschiedung der Teilnehmenden

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Kontakt:

Frank Möller

Gesellschaft für interdisziplinäre Praxis e. V.

gip.moeller@netcologne.de