Krieg und Stadt im 20. Jahrhundert

Datum: 
Freitag, 25. September 2015 bis Samstag, 26. September 2015
Ort: 
Košice, Slowakei

Die Städte Mittel- und Ostmitteleuropas waren während der Kriege des 20. Jahrhunderts multifunktionale Orte, an denen entscheidende Konflikte politischer, sozialer und nicht zuletzt auch ethnischer Natur ausgetragen wurden.

Von den Städten aus wurde der Krieg meist geplant und auch ausgelöst, darüber hinaus finden sich hier wesentliche Triebkräfte für die Radikalisierung des Kriegsgeschehens. Oft stammten die Massen der Soldaten aus den Städten, und die Stellen, die sie hinterließen, mussten von Frauen übernommen werden. In den großen Industrie- und Rüstungsstädten wurden außerdem der überwiegende Teil der militärischen Güter sowie die Truppenausstattung hergestellt. Gleichermaßen dienten die Städte als Orte zur Versorgung von Verletzten, sie gaben Verkehrsknotenpunkte ab, durch die Massen der Soldaten an die Fronten geführt wurden, und sie waren nicht zuletzt ebenso Orte der Information oder auch systematischen Desinformation.

Die Städte wurden ebenfalls bereits seit dem Ersten Weltkrieg zu heftig umkämpften Kampfzonen. In dem Maße, in dem der Luftkrieg an Bedeutung zunahm, stiegen sie sogar zu Objekten einer strategischen Kriegführung auf, die vor allem die Zivilbevölkerung treffen wollte. Als im Bombenhagel des Zeiten Weltkriegs unzählige Städte in Schutt und Asche versanken, sahen sich Architekten und Städteplaner vieler Länder dazu aufgefordert, einen Wieder- bzw. Neuaufbau vorzubereiten.

Vor dem Hintergrund dieser vielschichtigen Erfahrungen wird sich die Tagung in zwei Blöcken mit der Geschichte mittel- und ostmitteleuropäischer Städte in den Kriegen des 20. Jahrhunderts beschäftigen. Zum einen geht es um die Rolle sozialer und ethnischer Identitäten unter den Bedingungen des Kriegs, zum anderen darum, wie Kriegserfahrungen sich in den Bereichen von Städtebau und Architektur sowie in kulturell-literarischen Verarbeitungen niedergeschlagen haben. Hierbei sollen vor allem Phänomene der langen Dauer vom Ersten über den Zweiten Weltkrieg bis in den Kalten Krieg in den Mittelpunkt gerückt werden.  

Anmeldungen per E-Mail an: martin.pekar@upjs.sk.

Es wird keine Tagungsgebühr erhoben.

Tagungsorte: Pavol Jozef Šafárik Universität Košice, Historischer Saal, Šrobárova 2,  04180 Košice, Slowakei (25. September) und Hotel Yasmin, Konferenzsaal, Tyršovo nábrežie 1, 04001 Košice, Slowakei (26. September)

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Pogramm:

Freitag, 25. September 2015

09.00  Christoph Cornelißen (Frankfurt am Main)  -  Vorbemerkungen:  Krieg und Stadt im 20. Jahrhundert

09.15  Sektion 1  -  Ethnopolitische und soziale Identitäten in der Stadt

Christoph Mick (Warwick):  Krieg und Ethnizität - Lemberg im Zeitalter der Weltkriege

10.00  Diskussion

10.15  Kaffeepause

10.30  Fortsetzung Sektion 1

Nikola Reginácová (Kosice):  Transformation of National Identities in Kosice. Changes in the Ethnic Structure in the Censuses of 1910 and 1921

Maciej Górny (Warschau):  Przemysl 1914-1915. Festung des Kleinbürgertums?

Andrea Pokludová (Ostrava):  Änderungen in der Stadtverwaltung von Troppau und Olmütz nach dem Ersten Weltkrieg und die Wahrnehmung von Ethnizität/Identität in der Volkszählung 1921

12.00  Diskussion

12.45  Mittagspause

14.00  Fortsetzung Sektion 1

Blanka Soukupová (Prag):  Transformationen der Identitäten in Prag 1918-1956

K. Erik Franzen (München):  Krieg und Migration im städtischen Gedächtnis am Beispiel von Hoyerswerda nach dem Zweiten Weltkrieg

15.00  Diskussion

15.30  Kaffeepause

15.45  Sektion 2  -  Urbane Identitäten: Städtebau, Architektur und Literatur

Max Welch Guerra (Weimar):  Städtebau europäischer Diktaturen im 20. Jahrhundert, Städtebaugeschichte und allgemeine Historiografie. Ein kritischer Zwischenruf

16.30  Diskussion

16.30  Fortsetzung Sektion 2

Julius Reinsberg (Frankfurt am Main):  Heimische Scholle oder Revolution des Großstädters? Die Nachkriegsplanungen Ernst Mays in Schlesien und Frankfurt am Main 1919-1930

Katja Bernhardt (Berlin):  Krieg als Voraussetzung. Stadt- und Raumplanung für den "Neuen deutschen Osten" im Zweiten Weltkrieg

Richard Nemec (Bern):  Berlin - Rom - Preßburg. Architektur entlang der Achse der nationalsozialistischen und faschistischen Macht. Die Universitätsstadt (1940-1941) und das Regierungsviertel (1942-1943)

18.00  Diskussion

18.45  Ende Tag 1

Samstag, 26. September 2015

09.00  Fortsetzung Sektion 2

Detlef Brandes (Berlin):  Prager Kommunalpolitik 1939-1945 unter deutschem Diktat

Ján Gavura (Presov):  The City, Civilization, and the Myth of Evil in Slovak Literature after the First and Second World War

10.00  Diskussion

10.30  Kaffeepause

10.45  Fortsetzung Sektion 2

Peter Salner (Bratislava):  Die Straßen von Bratislava in der Zeit des Kalten Krieges

Thomas Bohn (Gießen):  Das Erbe der Sozialistischen Stadt. Paradigmenwechsel der Urbanisierung im östlichen Europa

Jana Fuchs (Jena):  Entscheidungsstau und Freiflächen nach der Katastrophe. Langzeitfolgen des Zweiten Weltkrieges auf drei Warschauer Plätzen in den 1950er-Jahren

12.15  Diskussion der Referate und Abschlussdiskussion

13.00  Ende der Konferenz

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Kontakt:

Monika Heinemann

Deutsch-Tschechische und Deutsch-Slowakische Historikerkommission

c/o Collegium Carolinum

Hochstr. 8

81669 München

monika.heinemann@collegium-carolinum.de