So war der deutsche Landser - Die populäre und populärwissenschaftliche Darstellung der Wehrmacht

Ein Workshop des Arbeitskreises Militärgeschichte e.V. mit Unterstützung des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und des Ferdinand Schöningh Verlages (Paderborn)
Datum: 
Freitag, 1. Juli 2016 bis Samstag, 2. Juli 2016
Ort: 
München
Deadline: 
Mittwoch, 22. Juni 2016

Auch 20 Jahre nach der Diskussion um die Ausstellung "Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" und trotz zahlreicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen und Tagungen bilden unkritische, populärwissenschaftliche Publikationen weiterhin ein bedeutendes Segment des Büchermarktes zur Wehrmacht, zur Waffen-SS und zum Zweiten Weltkrieg. Die Narrative scheinen sich hier seit den 1950er Jahren nicht wesentlich geändert zu haben: Die Wehrmacht wird als hochprofessionelle Armee dargestellt, ihre Generäle als geniale Strategen. Kriegsverbrechen und Holocaust werden ausgeblendet. Die deutschen Soldaten seien ihren Gegnern taktisch und waffentechnisch stets überlegen gewesen. Dass am Ende die Niederlage stand, sei nur auf die materielle Überlegenheit des Gegners, die Unbelehrbarkeit des militärischen Dilettanten Hitler und nicht zuletzt auf Verrat in den eigenen Reihen zurückzuführen. Bis heute strahlen diese Interpretationen in die angelsächsische Geschichtpublizistik ab, erhalten von dort Legitimation und sogar neue Impulse.

Der Leitgedanke des interdisziplinären Workshops soll sein, medienübergreifend die Narrative der populären Darstellungen herauszuarbeiten, Autoren, Regisseure, Produzenten und Verlage vorzustellen, mögliche Vernetzungen von historischen Protagonisten und Publizisten zu identifizieren und aufzuzeigen, wo welche Mythen heute noch tradiert werden.

Anmeldungen bitte an Jens Westemeier (jens.westemeier@uni-potsdam.de).

Teilnahmegebühr:  € 10

Tagungsort:  Internationale Jugendbibliothek, Schloss Blutenburg, Seldweg 15, 81247 München

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Programm:

Freitag, 1. Juli

09.30  Begrüßung und Einführung

Jens Westemeier (Potsdam)  -  Eröffnung 

Florian Schreiner (Potsdam)  -  Einführungsvortrag:  "Die besten Soldaten der Welt!" -  Die Überhöhung der Wehrmacht aus Sicht der historischen Mythenforschung

10.45  Panel 1  -  Leinwandstars mit Ritterkreuz. Die Wehrmacht im Film

Chair:  Markus Pöhlmann (Potsdam)

Marcus Stiglegger (Berlin/Mainz):  "Aus den Gräben, aus den Trümmern …" -  Der deutsche Kriegsfilm der 1950er Jahre

Alexander Querengässer (Potsdam):  The Good, the Bad, and the Ugly -  Die Wehrmacht als Gegner im Men-on-a-Mission-Film.

12.15  Mittagspause

13.15  Panel 2  -  Kampf im Osten, Kampf um die Erinnerung

Chair:  Jens Westemeier (Potsdam)

Jörg Füllgrabe (Darmstadt):  "Wir rufen Stalingrad . . ." -  Spuren von NS-Mythen bis in die Gegenwartsliteratur

Volker Benkert (Arizona/Potsdam):  "Unsere Mütter, unsere Väter" -  Apologie und Vergangenheitserlösung im Fernsehkrieg.

14.45  Kaffeepause

15.00  Panel 3  -  Schellenbaum und Zukunftstechnik

Chair:  Marc Hansen (Flensburg)

Heike Frey (München):  Klingendes Spiel – Frohes Gemüt.  Die Entpolitisierung von Militärmusik

Jens Wehner (Dresden):  "Holt Hartmann vom Himmel" -  Trübe Quellen, leuchtende Asse

16.30  Kaffeepause

16.45  Panel 4  -  Auf großer Fahrt. Zeitlose Marinenostalgie

Chair:  Roman Töppel (München)

Gerhard Wiechmann (Kiel):  Blaue Jungs als Landser zur See - Autostereotype im westdeutschen Heftroman

Daniel Uziel (Haifa):  Graue Wölfe – Ritter der Tiefe. NS-Propaganda als Leitmotiv zur Darstellung des U-Boot-Krieges.

18.15  Ende Tag 1

Samstag, 2. Juli

09.00  Panel 5  -   "Durchs wilde Kurdistan . . “. Auf den Spuren Karl Mays

Chair: Magnus Pahl (Dresden)

Johannes Kramer (Wien):  Abwehrverband "Brandenburger" -  Traditionsstifter für den asymetrischen Krieg?

Roman Töppel (München)  "Der ganze Krieg ein Abenteuer . . “ - Der "Historiker" Franz Kurowski

10.30  Kaffeepause

10.45  Panel 6  -  "Men of Steel" | "Sons of the Reich" - Sonderfall Waffen-SS

Chair:  Roman Töppel (München)

Jochen Lehnhardt (Mainz):  Waffen-SS. Die Inszenierung einer NS-Organisation

Henning Pieper (Hemmingen):  "Vor der Geschichte muß die Wahrheit siegen . .“ - Die SS-Kavallerie und ihr "Ritt nach Osten."

12.30  Abschlussdiskussion  -  Roman Töppel | Markus Pöhlmann | Jens Westemeier

13.15  Ende der Tagung

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Kontakt:

Dr. Jens Westemeier

jens.westemeier@uni-potsdam.de