Vernichtungskrieg, Reaktionen, Erinnerung. Die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941-1944
Am 22. Juni 1941 überfiel Deutschland die Sowjetunion. Die Vorbereitungen des Angriffs zielten auf einen beispiellosen Vernichtungskrieg und kalkulierten den Tod von vielen Millionen Menschen in den zu erobernden Gebieten ein. Nach dem Einmarsch begann eine brutale Mord-, Repressions- und Hungerpolitik. Ihr fielen nicht nur über drei Millionen sowjetische Kriegsgefangene zum Opfer. Betroffen war auch die Zivilbevölkerung. Millionen verhungerten oder kamen bei der deutschen Partisanenbekämpfung um. Die jüdische Bevölkerung, Roma und zivile Funktionäre aus dem sowjetischen Partei- und Staatsapparat wurden gezielt ermordet, vielfach auch Insassen von Heil- und Pflegeanstalten. Millionen Einheimische mussten Zwangsarbeit für die Besatzungsmacht leisten.
Die international besetzte Konferenz möchte diese Facetten der deutschen Besatzungsherrschaft beleuchten und zugleich nach den Reaktionen der einheimischen Bevölkerung fragen. Wie sah der Alltag in den besetzten Gebieten aus? Welche spezifischen Erfahrungen machten Männer und Frauen? Was kann man über die Überlebens- und Widerstandsstrategien der Bevölkerung sagen? Nicht zuletzt befassen wir uns mit den Erinnerungen an die deutsche Besatzung in Russland, Weißrussland, dem Baltikum und in der Ukraine. Ziel der Konferenz ist es, die Forschungskontroversen der letzten Jahre und den aktuellen Forschungsstand zu reflektieren und offene Forschungsfragen zu diskutieren. Wir bitten um Ihre verbindliche Anmeldung bis zum 15. Oktober 2012: turowez@museum-karlshorst.de oder Fax +49-30-50150840 Die Teilnehmerzahl ist auf 100 Personen begrenzt. Die Teilnahme ist kostenlos.
Bitte beachten:
Veranstaltungsort ist die Neue Mälzerei, Friedenstr. 91, 10249 Berlin
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Programm:
Donnerstag 22. November 2012
20 Uhr Eröffnung der Konferenz.
Öffentliche Abendveranstaltung in Kooperation mit Centrum Judaicum, Oranienburger Straße 28/30, 10117 Berlin
Begrüßung: Jörg Morré, Leiter Museum Berlin-Karlshorst
Podiumsdiskussion: Der Zweite Weltkrieg im Museum. Erinnerungskultur in Russland, Weißrussland und der Ukraine
Moderation: Stefan Troebst (Leipzig)
N.N., Museumsvertreter aus Russland, Weißrussland und der Ukraine
Freitag 23. November 2012
9.30 Uhr Anmeldung
Vernichtungskrieg
10 Uhr Impulsvortrag: Christian Gerlach (Bern) Von der Geschichte einer Konfrontation zweier politischer Systeme zu einer zwischen zwei Gesellschaften im Konflikt
10.30 Uhr Panel 1 Massenmord
Moderation: Wolfgang Benz (Berlin)
Boris Zabarko (Kiew): The Holocaust in Ukraine
Martin Holler (Berlin): Die Vernichtung der Roma in der deutsch besetzten Sowjetunion 1941–1944
11.30 Uhr Kaffeepause
12 Uhr Panel 2 Hungerpolitik
Moderation: Alex J. Kay (Frankfurt a.M.)
Karel C. Berkhoff (Amsterdam): Famine in the Cities of Ukraine during World War II
Jörg Ganzenmüller (Jena): Hungerplan oder Hungerstrategie? Die Entscheidung zur Belagerung Leningrads im Herbst 1941
13 Uhr Mittagspause
14 Uhr Panel 3 Kriegsgefangene
Moderation: Christian Streit (Heidelberg)
Jens Nagel (Zeithain): Massensterben sowjetischer Kriegsgefangener in den besetzten Gebieten – Forschungsstand zu Dimensionen und Verlauf
Felix Römer (London): Die Wehrmacht und der Kommissarbefehl 1941/42
15 Uhr Panel 4 Zwangsarbeit und -migration
Moderation: Jens-Christian Wagner (Nordhausen)
Markus Eikel (Den Haag): Arbeitsrekrutierungen und Arbeitsdeportationen im Reichskommissariat Ukraine 1941–1944
Pavel Polian (Freiburg): Zwangsmigration und ihre Auswirkungen
16 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Panel 5 Täter
Moderation: Michaela Kipp (Göttingen)
Harald Welzer (Berlin): Soldaten und andere Gewaltakteure im Vernichtungskrieg
Frank Werner (Bielefeld): Krieg, Massenmord und Männlichkeit – Selbstbilder deutscher Soldaten im Vernichtungskrieg 1941–1944
17.30 Uhr Abendessen am Tagungsort
Sonnabend 24. November 2012
Reaktionen
9 Uhr Impulsvortrag: Dieter Pohl (Klagenfurt) Gesellschaft unter deutscher Besatzung in der Sowjetunion
9.30 Uhr Panel 6 Alltag und Überlebensstrategien
Moderation: Michael Wildt (Berlin)
Tanja Penter (Hamburg): Alltag im Donbass
Christoph Dieckmann (Keele/Frankfurt a.M.): Die "schwarzen Märkte". Beziehungen inner- und außerhalb der Ghettos in Litauen 1942/43
10.30 Uhr Kaffeepause
11 Uhr Panel 7 Geschlechtsspezifische Erfahrungen
Moderation: Beate Fieseler (Düsseldorf )
Irina Rebrova (Krasnodar): Survival Strategies of Women under Occupation and in the Partisan Brigades: Fighting, Work and Everyday Life
Regina Mühlhäuser (Hamburg): Krieg und Geschlecht – Sexuelle Gewalttaten, Prostitution und einvernehmliche Verhältnisse deutscher Soldaten und einheimischer Frauen
12 Uhr Mittagspause
13 Uhr Panel 8 Kollaboration/Kooperation
Moderation: Rolf-Dieter Müller (Potsdam)
Babette Quinkert (Berlin): Aufrufe zur Kooperation – Die deutsche Propaganda gegenüber Roter Armee und Zivilbevölkerung
Sergei Kudryashov (Moskau): Collaboration Among Russians
14 Uhr Panel 9 Widerstand
Moderation: Peter Klein (Berlin)
Kenneth Slepyan (Lexington): Did the Soviet Partisans Form a Social Movement?
Anika Walke (St. Louis): Flucht und Widerstand – Sowjetische Juden in Weißrussland und der nationalsozialistische Genozid
15 Uhr Kaffeepause
Erinnerung
15.30 Uhr Impulsvortrag: Imke Hansen (Hamburg) Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg im Spannungsfeld von Sieg und Verlust
16 Uhr Panel 10 Erinnerung in Russland und in der Ukraine
Moderation: Irina Scherbakowa (Moskau)
Julia Demidienko (St. Petersburg): Remembrance in Russia Today
Frank Golczewski (Hamburg): Dilemmata der ukrainischen Erinnerung
17 Uhr Kaffeepause
7.30 Uhr Panel 11 Erinnerung in Weißrussland und im Baltikum
Moderation: Cordula Gdaniec (Berlin)
Christian Ganzer (Kiew): Die Erinnerung an Krieg und Besatzung in Weißrussland
Saulius Sužiedėlis (Pennsylvania): Baltic Memories and the War of Destruction 1941–1945
18.30 Uhr Schlusswort: Rolf-Dieter Müller (Potsdam)
19 Uhr Ende der Konferenz
Sonntag 25. November 2012
10 Uhr Optional: Transfer zum Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst, Führung im historischen Kapitulationssaal Bei Interesse bitte bei der Anmeldung angeben.