Die Lautsphäre ‚Belagerung von Neuss‘ in der „Histori des beleegs van Nuis“ des Christian Wierstraet
Martin Clauss
Aufsatz
Veröffentlicht am: 
27. Juli 2020
DOI: 
https://doi.org/10.15500/akm.27.07.2020

Einleitende Bemerkungen zu Kommunikation, Akustik und Krieg im Mittelalter

Im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts verfasste der Rechtsgelehrte Honoré Bouvet eine Abhandlung zum Kriegsrecht, die im ausgehenden Mittelalter große Popularität erlangte, L'Arbre des Batailles.1 Der Autor befasst sich unter anderem mit der Frage, welche Personen nicht für den Kriegsdienst herangezogen werden sollten;2 seiner Auffassung nach sind neben den Alten, den Jungen und den Kranken auch blinde und taube Menschen nicht für den Kampf geeignet. Ein Stummer, der ansonsten in guter körperlicher Verfassung war, konnte hingegen in den Kampf geschickt werden. Hier offenbart sich die Auffassung, dass Taube für den Krieg untauglich, Stumme hingegen tauglich seien. Bouvet begründet diese Eingrenzung nicht weiter, es liegt aber auf der Hand, dass die Anforderung an ein gutes Gehör etwas mit akustisch übermittelten Befehlen zu tun hatte, die einen tauben Kombattanten nicht erreichen konnte. In diesem Sinne erzählt der französische Chronist Jean de Joinville zum Kreuzzug König Ludwigs IX. im Jahr 1250 nach Ägypten von einem tauben Ritter.3 Bei Al Mansurah unterlagen die französischen Kreuzfahrer den Muslimen, und der Bruder des Königs, Graf Robert von Artois, fiel. Robert hatte sich nicht an die vereinbarte Taktik gehalten und die Feinde eigenmächtig und ungestüm angegriffen, was der Chronist damit erklärt, dass der Ritter, der das Pferd des Grafen von Artois am Zügel führte, taub gewesen sei und daher die entsprechende Absprache nicht gehört habe.4 In mittelalterlichen Kriegen wurden in verschiedenen Kontexten akustisch kommuniziert: innerhalb eines Verbandes – zur Befehlsübermittlung, Koordination und Ermunterung – oder zwischen befeindeten Gruppen – zur Beeinflussung des Gegners oder Aushandlung von Vereinbarungen.5

Für die folgenden Überlegungen grundlegend ist die Abkehr von einem Kommunikationsbegriff, der ausschließlich auf der Übertragens einer Botschaft vom Sender zum Empfänger basiert.6 Vielmehr soll zwischen Signal und Botschaft unterschieden werden, wobei erfolgreiche Kommunikation erst dann entsteht, wenn der Empfänger die Botschaft im Sinne des Senders richtig entschlüsseln kann.7 Sender und Empfänger müssen bestimmte Grundlagen teilen, zu denen kulturelle Werte, wie Sprach- und Verhaltensnormen, aber auch das Wissen um die Kommunikationssituation zählen. Erst dieses gemeinsame Verstehen erlaubt dem Empfänger die im Signal eingeschriebene (encodierte) Botschaft erfolgreich zu entschlüsseln (decodieren). Kommunikation ist also ein reziproker Prozess, der zwischen Sender und Empfänger mit Hilfe von Signalen entsteht, aus denen Inhalte gewonnen werden.8 Kennzeichnend sind dafür drei Elemente: Information, Mitteilen und Verstehen.

Vor diesem Hintergrund wird schnell deutlich, dass das Szenario des mittelalterlichen Kampfes einer erfolgreichen Kommunikation wenig förderlich war und zwar weder der Übertragung von Signalen noch dem Verstehen von Botschaften. Das Interagieren zahlreicher Personen auf begrenztem Raum erzeugte etliche Hindernisse für die Übermittlung von optischen oder akustischen Signalen; so wurde die Übertragung durch Lärm, Staub, die großen Menschenmengen und die räumlichen Entfernungen erschwert. Verschiedene Kommunikationsmedien waren bei größeren Kampfverbänden nur begrenzt wirksam, sodass ihre Signale verzerrt oder verstümmelt wurden; Lärm konnte die Signale überlagern, Staub und Entfernung optische Zeichen unzugänglich machen. Sinnfällig findet dies seinen Ausdruck in einem Abschnitt der Colloquia familiaria des Erasmus von Rotterdam, der den Kriegsheimkehrer Thrasymachus Folgendes sagen lässt: „So groß war der Lärm, die Unruhe, das Brummen der Trompeten, das Donnern der Hörner, das Wiehern der Pferde, das Geschrei der Männer, dass ich nicht sehen konnte, was geschah, ja dass ich kaum wusste, wo ich selbst mich befand.“9 In literarischer Stilisierung wird hier der Hinweis auf verschiedene akustische Eindrücke genutzt, um die sinnliche Belastung des Kämpfers zu inszenieren, der sich im lauten und kakophonen Kampfgeschehen nicht orientieren kann. Die synästhetische Formulierung verweist darauf, dass die Schlacht als großen Menschenansammlungen auf engem Raum von vielfältigen akustischen, visuellen, haptischen und olfaktorischen Sinneseindrücken geprägt und damit für den Einzelnen unüberschaubar und unüberhörbar war. Wenn man dieses Zitat als Kommentar auf die Kriege des frühen 16. Jahrhunderts liest, werden hier einige der akustische Störungen greifbar, die sicherlich auch für etliche spätmittelalterliche Kriege anzunehmen sind; bezogen auf die Geräusche des Kampfes sind zwischen dem 15. und dem 16. Jahrhundert keine grundlegenden Änderungen anzunehmen: Pulvergeschütze dürften hier die dominanten Geräuschquellen gewesen sein, auch wenn diese bei Erasmus von Rotterdam keine Erwähnung finden.10

Auch wenn ein Signal erfolgreich übermittelt werden konnte − also ein Banner gesehen oder ein Trompetensignal gehört wurde − garantierte das noch nicht das im Sinne des Senders richtige Verstehen. Jan van Heelu berichtet zur Schlacht von Worringen im Jahr 1288, dass die Bauern aus der Herrschaft Berg die Wappen der kämpfenden Adligen nicht kannten und daher Freund nicht von Feind unterscheiden konnten.11 Die Bauern waren also nicht in der Lage, die Botschaften, welche mit Hilfe der Wappen gesendet werden sollten, zu entschlüsseln und töteten unterschiedslos Adlige aus beiden Konfliktparteien. Hier scheitert nicht die Übertragung des Signals, sondern das Dekodieren der Botschaft, weil Sender und Empfänger nicht über das gleiche heraldische Wissen verfügen.

Aus der großen Bandbreite der Kommunikationen im Kampfgeschehen greift dieser Aufsatz diejenigen heraus, die sich der Akustik als „Übertragungskanal“12 bedienen. Damit folgt er jüngeren Entwicklungen geistes- und geschichtswissenschaftlicher Forschung, die eine Hinwendung zum Hörbaren einfordern,13 und erprobt exemplarisch einige Begrifflichkeiten der Sound-Studies auf ihre Tauglichkeit für geschichtswissenschaftliche Fragestellungen. Der im Aufsatztitel erscheinende Begriff ‚Lautsphäre‘ ist angeregt durch den vom kanadischen Komponisten und Akustikforschers Murray Schafer geprägten Begriff ‚soundscape‘14 und beschreibt den Teil der akustischen Umwelt, der im Zentrum der jeweiligen Untersuchung steht. Akustische Wahrnehmungen, die Laute, werden dabei aus der Perspektive der Lautproduktion in intentionale Klänge und nicht-intentionale Geräusche unterteilt. Beim Rezipieren kann man zwischen intentionalem und akzidentiellem Hören und zwischen Adressaten und tatsächlichen Rezipienten der Signale und Botschaften unterscheiden. Während ‚zuhören‘ das intentionale Rezipieren einer Botschaft durch den vom Sender intendierten Adressaten beschreibt, meint ‚mithören‘ das intentionale Abgreifen von Nachrichten, die ursprünglich für andere bestimmt waren, ‚Überhören‘ das akzidentielle Auffangen von für andere bestimmten Signalen. Je nach Rezeptionskontext können so auch Geräusche zu Signalträgern werden.15

Neben optischen Zeichen, die zum Beispiel mit Hilfe von Fahnen oder Wimpeln erzeugt wurden,16 standen für die Übermittlung von Botschaften auf dem Schlachtfeld vor allem akustische Signale zur Verfügung, wie etwa die bei Erasmus von Rotterdam erwähnten Klänge der Trompeten und der Hörner.17 Wenn man die Einlassungen des Kriegsteilnehmers bei Erasmus als Verweis auf die kriegerische Wirklichkeit auf den Schlachtfeldern des 16. Jahrhunderts versteht, zeigt sich hier, dass akustische Phänomene vielschichtig interpretiert werden konnten: Was im Sinne der Kommunikation mit der Truppe als Signal intendiert war, wurde vom hier berichtenden Kämpfer als Teil einer Lärm-Kulisse interpretiert und damit seiner ursprünglichen kommunikativen Konnotation entkleidet. Wenn die Trompetensignale nicht als Träger von Botschaften, sondern als ‚Brummen‘ (bombus) und ‚Donner‘ (tonitruum) interpretiert werden, ist die Kommunikation im Sinne des Senders gescheitert – oder eine doppelte Funktion des Trompetenklanges anzunehmen: als Signalträger und als Lärmproduzent.

Mit der Fokussierung auf akustische Kommunikation geht ein für die historische Lautsphärenforschung spezifisches Quellenproblem einher: Es gibt offensichtlich keinen unmittelbaren Zugang zur akustischen Dimension des Mittelalters. Laute sind von ihrer Wesensart her zeitlich begrenzt und nach ihrem Verklingen der Rezeption nicht mehr zugänglich.18 Ein Speichermedium mittelalterlicher Laute ist die Erinnerung der Rezipienten, welche wiederum die Grundlage für das Fixieren von Lauten und Lauteindrücken in Texten oder Bildern darstellt. Eine wichtige Frage bei der Erforschung des Akustischen ist somit, welche Laute erinnert und welche Selektionslogiken bei der Übertragung in ein anderes Medium wirksam wurden. Im Folgenden interessieren freilich nicht alle akustischen Phänomene, sondern nur solche, die der Kommunikation dienten, so dass aus der Lautsphäre ‚Belagerung von Neuss‘ nur ein Teil betrachtet werden soll: die Klänge, welche als Signale für bestimmte Rezipienten erzeugt wurden.

Das Problem der Flüchtigkeit ist aber nicht nur im Akustischen, sondern auch im Thema Kommunikation angelegt.19 Jede Kommunikation ist Prozess, nicht Substanz, und damit ebenfalls nicht von Dauer. In den Quellen finden sich nur einzelne Aspekte dieses Prozesses, etwa der Redebeitrag eines der Kommunikationspartner oder die mit einem Signal verbundene Botschaft. An einem Kommunikationsprozess sind mindestens aber zwei Seiten beteiligt, so dass sich für die rück-horchende Konstruktion die Frage ergibt, welche Seite wir in den Quellen vorfinden und wie die mitunter einseitige Überlieferung unsere Kenntnisse der Kommunikation beeinflusst. Jede Untersuchung von historischen Kommunikationsvorgängen steht dabei vor dem Problem, dass die der Konstruktion zu Grunde liegenden Quellen ihrerseits Bestandteil eines Kommunikationsvorganges und damit „Kommunikation über Kommunikation“20 oder „Metakommunikation“21 sind. Bei der Konstruktion mittelalterlicher Kommunikation muss also immer hinterfragt werden, wie weit die Quellen auf die Realitäten verweisen oder ihre Darstellung anderen Absichten oder Zwängen geschuldet ist.

Christian Wierstraets Erzählung zur Belagerung von Neuss

Das historische Beispiel dieser Ausführungen ist die Belagerung der Stadt Neuss durch den Burgunderherzog Karl den Kühnen, die vom 29. Juli 1474 bis zum 5. Juni 1475 stattfand.22 Karl belagerte Neuss im Auftrag des Erzbischofs von Köln, Ruprecht von der Pfalz. Hintergrund dieses Krieges waren die Auseinandersetzungen zwischen Erzbischof und Domkapitel, welches den Landgrafen Hermann von Hessen zum Beschützer des Erzstiftes gewählt hatte. Karls Angriff auf Neuss war Teil seiner Bemühungen, die burgundische Herrschaft zu konsolidieren und seinen Einfluss nach Osten auszudehnen. Damit rief er Kaiser Friedrich III. auf den Plan, der ein Reichsheer aufbot, um die Belagerung aufzuheben.23

Zur Belagerung selbst liegen uns verschiedene Quellen vor,24 von denen hier nur die Reimchronik des Stadtschreibers Christian Wierstraet analysiert werden kann.25 Dieser schloss im Dezember 1475 seine „Geschichte der Belagerung von Neuss“ ab.26 Dieser Text ist gänzlich auf die Belagerung ausgerichtet und immer wieder um Details bemüht. Als gut unterrichtetem Augen- und Ohrenzeugen standen dem Stadtschreiber Wierstraet zahlreiche Informationen zum Alltag in der Stadt und zu den militärischen Abläufen zur Verfügung. Er hat die Lautsphäre ‚Belagerung von Neuss‘ am eigenen Leib erfahren und Teile davon aus der Perspektive der siegreichen Neusser in seiner Chronik wiedergegeben. Die Adressaten des Textes sind in der Stadt Neuss oder befreundeten Stadtgemeinden, wie etwa in Köln, zu vermuten. Wierstraet ist also Partei und erzählt die Belagerung im Sinne göttlicher Vorsehung als Sieg der Tapferen und Gerechten über ihre Feinde. Die zeitliche und räumliche Nähe zwischen Geschichtserzählung, Ereignis und Adressaten macht es wahrscheinlich, dass die hier präsentierte Version der Erinnerung der Zeitzeugen und deren Erwartung an die eigene Geschichte entsprochen hat. Die geschilderten akustischen Phänomene beruhen auf der Ohrenzeugenschaft des Autors und werden durch die korrektive Funktion seiner Adressaten plausibel, wenn schon nicht im spezifischen Detail, so doch bezüglich der allgemeinen Kriegserfahrung eines Neusser Publikums. Vor diesem Hintergrund sind die Hinweise auf akustische Kommunikation zu werten und nach ihrer narrativen Funktion für die Sieger-Geschichte zu hinterfragen. Die literarisch-narrative Ausgestaltung des Textes offenbart sich nicht nur in dessen Inhalten, sondern auch in der Form: Reim und Akrostikon bestimmen die Präsentation der Erzählung.27

Die Chronik ist für die Frage nach akustischer Kommunikation sehr ergiebig.28 In 3.165 Versen erwähnt der Autor 89 verschiedene akustische Phänomene, wobei hier bewusst ein sehr weites Verständnis dieser Kategorie zu Grunde gelegt wurde. Sie umfasst Hinweise auf den Schlachtenlärm ebenso wie Verweise auf oder Wiedergaben von Gesprächen.

Lärm der Schlacht

Die Laute, deren Präsentation auf der Ebene der Erzählung nicht im kommunikativen Kontext verortet werden können, beziehen sich auf den Lärm der Schlacht: Der Kampf wird als von Geräuschen begleitet und als laut beschrieben. So heißt es etwa zu einer Kampfszene am Anfang der Chronik, in der sich Neusser und Burgunder nach einem Ausfall der Städter vor der Stadt gegenüberstehen:

„Ihnen wollten sie nicht weichen. Da hörte man großes Lärmen − niemand hat dergleichen je erlebt −, und es zog sich über den Kampfplatz hin. Von Feind- und Freundesseite schoss einer auf den andern so verderblich sie nur konnten, vom Leben bis zum Tod.“ (S. 66-69)29

Der Einsatz von Schusswaffen dominiert hier die Lautsphäre des Kampfes. Bei der Belagerung waren nicht nur stationäre Kanonen, sondern auch mobile Büchsen im Einsatz. Mit der Etablierung von pulvergetriebenen Schusswaffen wurden die Geräusche, die beim Schießen entstanden, zum dominanten Laut. Der Lärm (geschal) hat hier keine Signalfunktion und ist somit ein Geräusch, dem zwar eine psychologische Wirkung zugeschrieben wird; diese wird aber nicht als von den Schützen intendiert vorgestellt. Die moderne Übersetzung gibt sach mit ‚erleben‘ wieder. Bleibt man aber bei der Grundbedeutung von ‚sehen‘,30 zeigt sich, dass Wierstraet die Grenzen zwischen den Sinnen verschwimmen lässt: so großen Lärm wie vor Neuss hat man bislang nicht gesehen; hier erscheinen die Kampfhandlungen als ein von verschiedenen Sinneswahrnehmungen erfahrbares Phänomen.31

Der Hinweis auf den Lärm dient in der Logik der Reimchronik dazu, die Intensität des Kampfes darzustellen. Wiestraet schildert am Anfang seiner Erzählung, wie die Burgunder den Belagerungsring errichtet und ihre Geschütze in Stellung gebracht hätten:

„Ein großer Aufwand, um Gewalt und Verheerung anzurichten, wurde da mit Augen und Ohren wahrgenommen. Ein schweres Geschütz feuerte sodann als erstes auf das Neusser Obertor.“ (S. 79)32

Dieser Kampf war in akustischer Hinsicht eine Ausnahmesituation und wurde durch die Laute der Waffen gegliedert: Wenn die Kanonen donnern, beginnt der Kampf.

Kommunikation in der Belagerung

Von den 89 Belegen zu Lauten beziehen sich 73 auf Kommunikationsakte. Damit ist ein erster Befund zur Darstellung der Lautsphäre bei Christian Wierstraet offensichtlich: Akustische Phänomene werden vor allem dann erzählt, wenn sie der Kommunikation dienten. Mit dieser Darstellungsweise geht eine Schlussfolgerung einher, die für unsere Fragestellung von Belang ist, von Wierstraet aber nicht thematisiert wird: Er bringt an keiner Stelle seiner Chronik die Laute des Kampfes mit der akustischen Kommunikation in Verbindung. Hier wird eine erste Selektionslogik erkennbar: Wierstraet erzählt nur von akustischen Kommunikationsvorgängen, die nicht von den Geräuschen des Krieges überlagert worden sind. Auch wenn er diese Geräusche keineswegs verschweigt und etwa mehrfach auf das Donnern der Kanonen hinweist,33 stellt er doch an keiner Stelle einen Zusammenhang zwischen diesen Geräuschen und der akustischen Kommunikation her und erzählt somit ausschließlich von ungestörter Signalübertragung.

Dieser Befund hat durch ein zweite, thematische Selektion Gewicht, die Wierstraet vornimmt: Jeder kommunikative Akt, von dem er erzählt, bezieht sich auf die Belagerung, mithin auf den Krieg und den Kampf. Dem Thema seiner Reimchronik entsprechend blendet der Stadtschreiber alles aus, was sich während der Zeit der Belagerung jenseits des Kriegsgeschehens ereignet hat. Die Lautsphäre der Stadt Neuss wird in der Darstellung Wierstraets vollständig von der Lautsphäre der Belagerung dominiert. So verweist der Chronist zwar mehrfach auf Glockenklänge als Alarmsignal für den Kampf34 oder die Brandbekämpfung,35 nicht aber auf andere Anlässe des Glockenläutens − wie etwa das Stunden- oder Messläuten.

An einer Episode wird dieser Umstand deutlich greifbar, wenn Wierstraet das Besondere der Kriegssituation und deren Auswirkungen auf die Lautsphäre der Stadt betont. Der Stadtschreiber erzählt von einer Prozession, welche die Neusser zu Ehren ihres Stadtheiligen, des Heiligen Quirin,36 durchgeführt haben. Die Prozession dient der Verständigung der Neusser mit ihrem Stadtheiligen und wird von akustischen Signalen begleitet:

„Für alle Glocken innerhalb von Neuss war zuvor Stille angeordnet worden bis zum Fest der Erhöhung des heiligen Kreuzes unseres Herrn. Als es dann so weit war, dass die würdige Prozession mit Innigkeit geschah, da hörte man an diesem Tag alle Glocken festlich läuten; man läutete, wie es auch sonst an den hohen Festen üblich war, überall. Anders hatte man keine Möglichkeit, die Tageszeiten und die Stunde zu zählen. Auch die Sturmglocke, doch anders als sie zum Notsignal erklang, hörte man den treuen Wächter läuten, dass sie bis an den Randbalken anschlug.“ (S. 98)37

Hier lassen sich verschiedene Aspekte zu Lautsphäre und akustischer Kommunikation erhellen: Im Kontext des Krieges beten die Stadtbürger während einer Prozession zu ihrem Stadtheiligen, damit er zur Errettung der Stadt beiträgt. Anlässlich der entsprechenden Prozession verdeutlicht Wierstraet die Bedeutung der Stille als Kommunikationsmittel und symbolischen Akt. Nur in diesem Kontext verweist er auf die im städtischen Alltag gängige Funktion der Glocken als Stundenglocken. Man wird annehmen dürfen, dass das Stundenläuten auch während der Belagerung durchgeführt wurde, ohne dass es dem Chronisten einer Erwähnung wert wäre. Die Erzählung von der Prozession belegt darüber hinaus, dass die Neusser nicht nur verschiedene Glocken klanglich unterscheiden konnten − hier die Sturmglocke von den anderen Glocken. Darüber hinaus werden auch verschiedene Arten des Läutens unterschieden, wenn im Rahmen des Prozessionsläutens die Sturmglocke eben nicht als Notsignal erklingt. Dies wird nicht nur durch den Kontext des Läutens deutlich, der auf die liturgische Botschaft des Sturmglocken-Signales verweist. Der Wächter, der für die Sturmglocke verantwortlich ist, handhabt die Glocke auch anders als zu Gefahrenzeiten und produziert so ein anderes Signal. Hier zeigen sich die Verbindung von Signal und Botschaft und die Tatsache, dass ein Signalinstrument verschiedene Signale und damit verschiedene Botschaften aussenden konnte. Wierstraet konzipiert die Stadt als Klanggemeinschaft, die sich durch das gemeinsame Rezipieren und Dekodieren des Läutens konstituiert. Diese Präsentation der Stadt entspricht Wierstraets Intention, die Gemeinschaft der Stadtbürger und Verteidiger stets als Ganzes in den Blick zu nehmen. An keiner Stelle nennt er den Namen eines Bürgers oder städtischen Amtsträgers. Als namenlose Einzelpersonen erscheinen nur Wächter oder Wachen, die durch ihre Funktion für die Erzählung, nicht durch individuelle Leistungen oder Charakteristika interessant werden. Einzig der Kommandant der Verteidiger, Landgraf Hermann von Hessen, wird namentlich erwähnt, was seiner Funktion bei der Belagerung und seinem Rang entspricht.38 In diesem Sinne finden sich zahlreiche Situationen, in denen die ganze Stadtbevölkerung als Kommunikationspartner fungiert.

Der zweite Kommunikationspartner variiert: Mal ist es Gott, die Gottesmutter oder − wie gesehen − der Stadtheilige, mal wird die eigene Gruppe angesprochen − also die Neusser und ihre Verbündeten – und mal der Kriegsgegner. Die Inhalte, die uns Wierstraet überliefert, lassen sich dabei je nach Kommunikationspartner kategorisieren: Innerhalb der eigenen Kriegspartei wird über militärische Belange verhandelt, man macht sich Mut,39 vereinbart Losungswörter40 oder spricht Warnungen aus.41 Gott und die Heiligen werden um Hilfe gebeten.42 Die Kommunikation mit den gegnerischen Burgundern hat verschiedene Inhalte und Formen; sie gestaltet sich verbal oder non-verbal, intentional oder akzidentiell, dialogisch oder ausschließlich in eine Richtung.

Lautsphäre Belagerung

Aufschlussreich ist eine Episode, in der die Stadt von den Burgundern angegriffen wird.43 Hier zeigt sich, dass die Lautsphäre ‚Belagerung‘ nicht nur die Stadt umfasste. Wierstraet erzählt, dass in Neuss durch den Beschuss mit Brandpfeilen ein Feuer ausgebrochen sei. Der Wächter schlug die Sturmglocke hart an und rief ‚Feuer‘.44 Hier wird das Signal der Sturmglocke durch eine verbales ergänzt, um eine eindeutige Botschaft zu übertragen. Während in der Stadt der Brand wütet, hören die Neusser „bei den Feinden Trompetenblasen.“ (S. 110).45 Die Neusser ‚überhören‘ ein Signal, das der Kommunikation der burgundischen Heerführung mit ihren Truppen diente, und entschlüsseln es richtig: „ein Zeichen, dass sie im Begriff waren mit aller Macht zum Sturm anzusetzen.“ (S. 110).46 Diese zusätzliche Bedrohung versetzt die Neusser in Aufregung und sie rufen einander zu, dass sie verraten seien.47 Offenbar gehen die Neusser davon aus, dass der Angriff der Burgunder und das Feuer in der Stadt nicht zufällig zusammenfallen. So wie die Neusser die akustischen Signale der Burgunder mitgehört haben, so können sich auch die Burgunder ein Bild über die Lage in der Stadt machen − sei es durch Augenschein, sei es durch das ‚Über- oder Mithören‘ und richtige Interpretieren der Neusser Sturmglocke und des Rufes des Wächters. Die Neusser können sich letztlich dieser doppelten Bedrohung erwehren, indem die Frauen zum Löschen und die Männer zum Kampf eilen. Der Hinweis auf Sturmglocke und Trompete dient Wierstraet hier dazu, die Dramatik der Situation zu unterstreichen und für sein Publikum plastisch zu gestalten.

Freund und Feind sind im Fall der Belagerung also lautlich nicht scharf gegeneinander abgegrenzt; die belagerte Stadt und die Belagerer teilen sich vielmehr einen Lautraum. Dies gilt besonders dann, wenn kriegerische Aktionen viel Lärm erzeugen und die zur Kommunikation eingesetzten Signale weit tragen sollen.

Kommunikation zwischen Kriegsparteien

Das Mithören des Gegners muss dabei nicht in allen Fällen zufällig sein: Wierstraet berichtet auch vom intentionalen Kommunizieren zwischen Neussern und Burgundern. Dazu zählen etwa Schmähungen und Beschimpfungen, welche die Kriegsgegner gegeneinander aussprechen,48 aber auch Unterhaltungen zwischen einzelnen Kämpfern. Besonders aufwändig gestaltet und für unser Thema interessant ist das Gespräch zwischen einem englischen Belagerer und einem Neusser Wächter anlässlich eines städtischen Fastnachtspiels mit dazugehörigem Turnier.49 Die Neusser suchen im Turnier nach Abwechslung vom harten Alltag des Krieges und erzeugen dabei einige Geräusche:

„machten ... ein Fastnachtsspiel mit Stechen und fröhlichem Lärm, so dass die von draußen das Kreischen, Rufen und Schreien, das da in mancher Weise und Manier ertönte, gut hören konnten.“ (S. 177f.)50

In der Addition verschiedener Begriffe, die mitunter auch lautmalerische Eigenschaften haben – wie etwa ‚kreieren‘ – wird das Bemühen Wierstraets um die Präsentation dieser Lautsphäre eindrücklich greifbar. Sie ist nämlich für die Aussage und den Fortgang dieser Episode entscheidend: Das ausgelassene Lärmen der Neusser ist ein Zeichen ihrer Einstellung und ihres Durchhaltevermögens angesichts der schwierigen Belagerung. Außerdem ist die Lautstärke dafür verantwortlich, dass ein englischer Belagerer auf das Treiben der Neusser aufmerksam wird und eine Wache auf der Stadtmauer anspricht. Die Belagerer wunderten sich über das Rufen in der Stadt. Die Wache gibt darauf Antwort, dass man sich im Wettstechen amüsiere und nicht die ganze Zeit traurig sein könne. Das Feiern und Lärmen werden hier also als strategisch sinnvolle Maßnahme dargestellt, die der Ablenkung und Motivation der Kämpfer dient. Der englische Kämpfer zeigt sich angesichts dieser Erklärung überrascht, weil sich die Neusser nicht mutlos und zermürbt, sondern voller Tatendrang präsentieren. Im Sinne der Erzählung dient hier das fröhliche Lärmen dazu, den Belagerern den ungebrochenen Siegeswillen und Glauben an die eigene Sache zu verdeutlichen. Das Gespräch zwischen dem Engländer und der Stadtwache verdeutlicht diesen Zusammenhang; dies zeigt der abschließende Kommentar des englischen Kämpfers, der die Einstellung und Handlungsweise der Neusser beurteilt:

„,Adieu, Nachbar, daran tut ihr recht.‘ sprach der getreue englische Kriegsknecht. Damit war die Unterhaltung zu Ende.“ (S. 182)51

Aus dem Munde des Feindes wird hier das Verhalten der Neusser gutgeheißen. Hier zeigt sich die narrative Funktion einer Episode, die zu deutlich stilisiert ist, um als schlichte Wiedergabe der historischen Realitäten hingenommen zu werden.52 Vielmehr haben wir hier ein Beispiel für die Problematik, die oben unter dem Stichwort ‚Metakommunikation‘ eingeführt wurde. Wierstraet erzählt seinen Adressaten von der Belagerung und benutzt in diesem Kontext die Episode vom Gespräch über das Stechen: Die Kommunikation zwischen Freund und Feind dient ihm also ihrerseits als Botschaft an sein Publikum und Kommentar zur Belagerung. So erklärt sich auch, dass in Wierstraets Erzählung alle Hinweise auf praktische Aspekte fehlen: Die Übertragbarkeit des sprachlichen Signals über Stadtmauer und Graben hinweg und die damit verbundenen Schwierigkeiten und Risiken werden nicht thematisiert. Dies gilt auch für das Problem, die übertragenen Signale zu dekodieren: Zwar wird der Belagerer explizit als Engländer bezeichnet, die daraus resultierenden Verständigungsprobleme werden aber nicht angesprochen. Der in wörtlicher Rede wiedergegebene Dialog erscheint hingegen durchgehend in der ripuarischen Sprache, die Wierstraet zur Verständigung mit seinen Adressaten dient.53 Wir haben es mit einer Erzählung zu tun, die auf den Effekt der Episode abzielt und nicht zwingend auf inhaltliche Stringenz oder Plausibilität achtet. Am Anfang der Chronik, als es Wierstraet darum geht, die Zusammensetzung und Größe des Heeres Karls des Kühnen zu charakterisieren, weist er explizit auch die verschiedenen Sprachen der Belagerer hin.54 An andere Stelle spricht er in gleicher Sache vom „fremdartige[n] Gekläff“ (S. 74)55 und thematisiert die Sprachbarriere ausdrücklich, in dem er einzelne Ausdrücke − aus dem Französischen – übersetzt.56 Während Wierstraet die Kommunikationsschwierigkeiten auf Grund der Sprachbarriere also einmal dazu dienen, die Divergenz zwischen Freund und Feind und die Größe des feindlichen Heeres zu betonen, thematisiert er sie nicht, wenn es ihm in erster Linie um den Inhalt der erzählten Kommunikation zu tun ist.57

Kommunikative Dimension des Textes

Wierstraet macht den direkten Bezug zu seinem Publikum und die kommunikative Dimension seines Textes explizit deutlich, wenn er Formulierungen wie „Hört weiter, Freunde.“ (S. 118) einfließen lässt.58 Diese Formulierungen dienen sicherlich immer wieder auch dazu, die Reimform und das Versmaß einzuhalten; hier manifestiert sich aber auch die Grundhaltung der ganzen Erzählung. Wierstraet möchte nicht berichten, was er über die Belagerung weiß, sondern bei einem bestimmten Publikum ein Ziel erreichen. Dazu gehört neben der Information über den Hergang vor allem dessen Ausdeutung und Interpretation. In diesem Kontext dienen die Erzählungen vom akustischen Kommunizieren verschiedenen Zwecken: Zunächst machen alle Hinweise auf Sinneseindrücke die Chronik anschaulicher und eindringlicher, weil sie deren Inhalt in die Nähe des Erfahr- und Nachspürbaren rücken. Das Läuten der Sturmglocke setzt nicht nur in der Wirklichkeit der Belagerung, sondern auch im Ablauf der Erzählung ein Signal, welches die Aufmerksamkeit der Adressaten lenkt. Wenn Wierstraet auf die Sturmglocke verweist, droht den Neussern in der Erzählung Gefahr und das städtische Publikum, das um die Funktion dieses Signals weiß, kann das nachempfinden. Gleiches gilt für die Hinweise auf Schlachtenlärm und Kanonendonner: Im Rahmen der Kommunikation zwischen Autor und Adressat machen sie die Erzählung vom Krieg plastischer.

Darüber hinaus soll die Kommunikation, von der Wierstraet erzählt, Informationen und Wertungen an sein Publikum transportieren. Das Gespräch zwischen dem englischen Belagerer und der Wache auf der Stadtmauer über das Neusser Stechen transportiert die Botschaft letztlich nicht an den englischen Belagerer (auf der Ebene der Erzählung), sondern an den Adressaten der Verschronik (auf der Ebene der Metaerzählung). So braucht sich der Autor hier offenbar keine Gedanken um die Plausibilität seiner Erzählung zu machen. Diese narrative Funktion im Sinne der Metakommunikation können die einzelnen Hinweise freilich nur erfüllen, wenn sie erfolgreich vermittelt werden können. Die Adressaten der Reimchronik müssen die Signale richtig dekodieren können, um die Botschaften zu erhalten und zu verstehen. Dazu müssen die Bausteine der Erzählung nicht zwingend in allen Details der Wirklichkeit entsprechen, aber doch für die Adressaten wahrscheinlich sein.

Instrumente der Kommunikation

Am Schluss der Betrachtungen soll noch ein Blick auf die verschiedenen Instrumente geworfen, die akustische Kommunikation also bezüglich der Signalgeber kategorisiert werden. Für die Signale des Stadtwächters während der Belagerung lässt sich etwa ein Zusammenhang zwischen Signalinstrument und übermittelter Botschaft ermitteln. Dies ist möglich, weil die Signale in der Erzählung oftmals von sprachlichen Ausrufen des Wächters begleitet werden. In diesen Fällen dienen die Signale also sowohl zur Übermittlung einer Botschaft, als auch dazu, die Aufmerksamkeit der Rezipienten für das verbale Signal zu wecken. So ergibt sich für die Signalinstrumente der Stadt Neuss folgende Systematik: Die Sturmglocke dient − wenig überraschend − dazu, Warnungen zu kommunizieren.59 Ihr Läuten verweist auf Feuer60 oder einen Angriff der Feinde.61 Schallt hingegen eine Trompete vom Turm herab, dann will der Wächter auf eine gute Botschaft verweisen: das Eintreffen von Nachschub und die damit verbundene Hoffnung auf ein Ende der Belagerung62 oder das Nahen verbündeter Truppen.63 Das Horn hingegen ist als Signalgeber ambivalent; es dient mal zur Warnung64 und soll mal der Freude Ausdruck geben.65 Die Zuordnung − Sturmglocke als Warnung, Trompete als Ausdruck der Freude − lässt sich bei Wierstraet nicht auf die belagernden Burgunder übertragen. Hier dient die Trompete dazu, die Truppen zum Kampf zu rufen und nimmt damit die Funktion der städtischen Glocke ein.

Zu den akustischen Phänomenen, die Wierstraet benennt, gehören neben als besonders laut markierten Kriegshandlungen auch die Stille – etwa im performativen Kontext einer Prozession. Es scheinen vor allem die akustischen Extreme zu sein, die sprachlich markiert und berichtet werden, was zunächst damit zusammenhängen dürfte, dass Außergewöhnliches berichtenswerter erscheint als Gewöhnliches. Darüber hinaus ist auch hier ein Zusammenhang zwischen der Darstellungsabsicht der Reimchronik und den Hinweisen auf Akustisches erkennbar. Dies wird durch den Vergleich mit anderen Quellen zur Belagerung von Neuss sinnfällig. So findet sich in den Teilen der Korrespondenz rund um die Belagerung, die Adolf Ulrich in den Acten zum Neusser Krieg ediert hat, nur ein Hinweis auf akustische Kommunikation.66

Abschließende Überlegungen

In der Reimchronik des Christian Wierstraet gibt es zahlreiche Verweise auf akustische Kommunikation.67 Die Belagerung erscheint als eine von Kommunikation geprägte und gegliederte Ereignisabfolge, wobei ein wichtiger Übertragungskanal die Akustik ist: Gerade im unmittelbaren Zusammenhang mit Kampfhandlungen verweist der Stadtschreiber vorwiegend auf akustische Signale. In den Szenen des lauten Kampfes gibt es in Wierstraets Chronik sehr basale Kommunikationen in Form von Schlachtrufen oder Warnsignalen. Die Kommunikation richtet sich in diesen Fällen an die Verteidiger der Stadt, die im Sinne der Darstellungsabsicht als homogene Gruppe erscheinen. So entsteht der Eindruck, dass die Verteidigungsgemeinschaft auch eine Klanggemeinschaft gewesen wäre, in der jeder alle Signale hören konnte. Von Überlagerungen akustischer Signale durch die Geräusche des Krieges erzählt Wierstraet hingegen nicht, auch wenn er den Kampfeslärm thematisiert und im Sinne seiner narrativen Dramaturgie instrumentalisiert. So verdeutlichen laute – und damit große – Kanonen im Lager der Burgunder die Bedrohung für die Stadt, und markiert das heftige Läuten der Sturmglocke eine Gefahr. Trotz der Lärmkulisse des Krieges wird also Kommunikation als grundsätzlich möglich gedacht und dargestellt. Folgt man der Darstellung Wierstraets, waren die Neusser durchweg in der Lage, ihre Kampfhandlungen durch akustische Kommunikation zu koordinieren, was die Übertragbarkeit von Signalen ebenso einschließt wie ihr Entschlüsseln. Zwischen diesen beiden Aspekten der Kommunikation unterscheidet Wierstraet nicht, auch wenn er mitunter die Botschaft benennt, die mit einem bestimmten akustischen Signal verbunden war. Die Überlagerung von Kommunikation und Metakommunikation macht es hier schwierig zu entscheiden, für welche Adressaten diese Zusatzinformationen gedacht waren. Setzt man auf Grund der zeitlichen und räumlichen Nähe der Reimchronik zum erzählten Ereignis beide Adressatengruppen in eins, dann greifen wir hier eine akustische Kommunikation, bei der Signale durch sprachliche Botschaften ergänzt werden mussten. Das Läuten der Sturmglocke dient dann dazu, die Aufmerksamkeit der Verteidiger zu fokussieren, so dass die sprachliche Botschaft empfangen und dekodiert werden konnte.

Wierstraets Krieg war von Lauten geprägt, die vor allem der Verständigung der Neusser Stadtverteidiger dienten. Belagerung und Erzählung waren in gleicher Weise von akustischen Signalen durchzogen, welche die Botschaften von Gefahr, Tapferkeit und Gottesfurcht kommunizieren sollten.

Dieser Beitrag hat gezeigt, dass terminologische und methodische Anleihen bei den Sound Studies als ein vielversprechender Weg erscheinen, um die verschiedenen Hinweise auf die akustische Dimension der Belagerung von Neuss zu interpretieren. So steigert die Konzeption von sich überlagernden Lautsphären das Verständnis von narrativen Selektionsprozessen. Die Unterteilung in verschiedene Rezeptionsformen (von Mithören bis Überhören) befördert das Verständnis von kriegstypischen Herausforderungen im Umgang mit akustischen Signalen. Eine umfänglichere Adaption von Methoden, Kategorien und Terminologien der Sound Studies für die Militärgeschichte ist weiteren Studien vorbehalten.

  • 1. Vgl. Hélène Biu, Prolégomènes à un Édition Critique de L'Arbre des Batailles et de Ses Traductions en Langues Romanes (Occitan, Catalan, Castilan). In: Revue d'histoire des textes N. S. 2 (2007), S. 211–249; A. Vernet, Art. Bouvet, Honoré. In: Lexikon des Mittelalters 2 (1983), S. 520f.; N. A. R. Wright, The Tree of Bat-tles of Honoré Bouvet and the Laws of War. In: Christopher Thomas Allmand (Hrsg.), War, Literature, and Politics in the late Middle Ages, Liverpool 1976, S. 12–31.
  • 2. Vgl. Ernest Nys (Hrsg.), L’Arbre des Batailles d’Honoré Bonet, Brüssel/Leipzig 1883, S. 171 Kap. 70.
  • 3. Zum historischen Hintergrund vgl. Jacques Le Goff, Ludwig der Heilige, Stuttgart 2000, S. 156–180.
  • 4. Vgl. Natalis de Wailly (Hrsg.), Jean Sire de Joinville. Histoire de Saint Louis, Paris 1874, S. 120 Kap. 45.
  • 5. Ein Beispiel hierfür ist etwa das Prahlen, Verspotten und Reizen des Gegners vor einer Schlacht. Vgl. hierzu Malte Prietzel, Kriegführung im Mittelalter. Handlungen, Erinnerungen, Bedeutungen, Paderborn 2006, S. 39–72.
  • 6. Vgl. hierzu Barbara Stollberg-Rilinger, Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Begriffe, Thesen, Forschungsperspektiven. In: Zeitschrift für Historische Forschungen 31 (2004), S. 489–527. Vgl. zum Kommunikationsbegriff in der Geschichtswissenschaft etwa Martin Kintzinger, Interaktion und Kommunikation. In: Enzyklopädie des Mittelalters 1 (2008), S. 245–247 oder Volker Depkat, Kommunikationsgeschichte zwischen Mediengeschichte und der Geschichte sozialer Kommunikation. Versuch einer Klärung. In: Karl-Heinz Spieß (Hrsg.), Medien der Kommunikation im Mittelalter, Stuttgart 2003, S. 9–48.
  • 7. Vgl. Klaus Beck, Kommunikationswissenschaft, Konstanz 2007, S. 17–21.
  • 8. Für eine Definition von Kommunikation aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht vgl. Beck, Kommunikationswissenschaft, S. 51: „Menschliche Kommunikation ist also weder ein Reiz-Reaktions-Prozess, noch eine Informationsübertragung, sondern die wechselseitige, absichtsvolle (intentionale) Verständigung über Sinn mithilfe symbolischer Zeichen, an der mindestens zwei Menschen mit ihrer artspezifischen kognitiven Autonomie, aber auch in ihrer sozialen und kulturellen Bedingtheit beteiligt sind.“
  • 9. Werner Welzig (Hrsg.), Erasmus von Rotterdam, Colloquia Familiaria – Vertraute Gespräche, Darmstadt 1967, S. 12: „Tantus erat strepitus, tumultus, tubarum bombi, cornuum tonitrua, hinnitus equorum, clamor virorum, ut neque videre potuerim, quid gereretur, adeo ut vix scirem, ubi essem ipse.“ (Übersetzung vom Verfasser).
  • 10. Zur Einführung der Pulvergeschütze in Westeuropa vgl. etwa Volker Schmidtchen, Kriegswesen im späten Mittelalter. Technik, Taktik, Theorie, Weinheim 1990, S. 193–210.
  • 11. Vgl. Jan van Heelu, Die Schlacht von Worringen, nach der Übersetzung von Frans W. Hellegers, in: Werner Schäfke (Hrsg.), Der Name der Freiheit 1288–1988. Aspekte Kölner Geschichte von Worringen bis heute, Köln 1988, S. 105–153, hier Buch 2, S. 141.
  • 12. Vgl. zu diesem Begriff Beck, Kommunikationswissenschaft, S. 18f.
  • 13. Vgl. hierzu Martin Clauss/Gesine Mierke/Antonia Krüger, Lautsphären des Mittelalters. Einleitende Bemerkungen zu einem explorativen Sammelband. In: dies. (Hrsg.), Lautsphären des Mittelalters. Akustische Perspektiven zwischen Lärm und Stille, Köln 2019, S. 7–25 (mit weiterer Literatur).
  • 14. Murray Schafer, Our Sonic Environment and the Soundscape. The Tuning of the World, New York 1977. Deutsche Übersetzung: Die Ordnung der Klänge. Eine Kulturgeschichte des Hörens, übers. von Sabine Breitsameter, Berlin 2010.
  • 15. Mit diesen wenigen und sehr grundlegenden Termini ist nur ein Bruchteil des analytischen Arsenals der Sound-Studies und der Begrifflichkeiten angesprochen, deren sich Schafer bedient. Vgl. dazu etwa das Glossar in Schafer, Ordnung, 432–439.
  • 16. Vgl. Robert W. Jones, Banners. In: The Oxford Encyclopedia of Medieval Warfare and Military Technology 1 (2010), S. 120f.
  • 17. Vgl. für einen sehr knappen Problemaufriss Robert W. Jones, Signals. In: The Oxford Encyclopedia of Medieval Warfare and Military Technology 3 (2010), S. 272. Eine systematische Analyse zur akustischen Dimension mittelalterlicher Kriege steht noch aus.
  • 18. Die vielschichtigen methodischen Herausforderungen, mit denen eine mediävistische Lautsphärenforschung konfrontiert ist, können hier nur angedeutet und mit Bezug auf Thema und Beispiel angerissen werden. Vgl. zu den methodischen Weiterungen und Desideraten Martin Clauss: Zusammenfassung. In: Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte e.V., Protokoll Nr. 421 über die Arbeitstagung auf der Insel Reichenau vom 12.-15. März 2019, Thema: „Klangräume des Mittelalters“, S. 79–87.
  • 19. Vgl. etwa Beck, Kommunikationswissenschaft, S. 13.
  • 20. Vgl. dazu Depkat, Kommunikationsgeschichte, S. 44.
  • 21. Beck, Kommunikationswissenschaft, S. 14. Hier wird die „Selbstbezüglichkeit“ der Kommunikationswissenschaften thematisiert, was sich auch auf geschichtswissenschaftliche Arbeiten über Kommunikation übertragen lässt, die ihrerseits ebenfalls Teil eines wissenschaftlichen Kommunikationsprozesses sind.
  • 22. Zum historischen Hintergrund vgl. etwa Bertrand Schnerb, Neuss, Siege of. In: The Oxford Encyclopedia of Medieval Warfare and Military Technology 3 (2010), S. 54f.; Heribert Müller, Der Griff nach der Krone. Karl der Kühne zwischen Frankreich und dem Reich. In: Klaus Oschema/Rainer C. Schwinges (Hrsg.), Karl der Kühne von Burgund. Fürst zwischen europäischem Adel und der Eidgenossenschaft, Zürich 2010, S. 153–169.
  • 23. Zur Belagerung von Neuss vgl. Nicolaus Bömmels, Die Neusser unter dem Druck der Belagerung. In: Schriftenreihe des Stadtarchivs Neuss 6 (1975): Neuss, Burgund und das Reich, S. 255–287; Jens Metzdorf, Bedrängnis, Angst und große Mühsal – Die Belagerung von Neuss durch Karl den Kühnen 1474/75. In: Olaf Wagener/Heiko Lass (Hrsg.), ... wurfen hin in steine/grôze und niht kleine ... Belagerungen und Belagerungsanlagen im Mittelalter, Frankfurt/Main u. a. 2006, S. 167–188; Gerhard Fouquet/Gabriel Zeilinger, Katastrophen im Mittelalter, Darmstadt 2011, S. 134–138; Heribert Müller, „Von welschem Zwang und welschen Ketten des Reiches Westmark zu erretten“. Burgund und der Neusser Krieg 1474/75 im Spiegel der deutschen Geschichtsschreibung von der Weimarer Zeit bis in die frühe Bundesrepublik. In: Burkhard Dietz/Helmut Gabel/Ulrich Tiedau (Hrsg.), Griff nach Westen, Münster/New York 2003, S. 137–184 (mit weiterer Literatur), zum Reichsheer vgl. Patrick Leukel, "all welt wil auf sein wider Burgundi". Das Reichsheer im Neusser Krieg 1474/75, Paderborn 2019 (mit weiterer Literatur).
  • 24. Vgl. zu den Quellen zur Belagerung die Auflistung in: Karl Meisen (Hrsg.), Christian Wierstraits Historij des beleegs van Nuys. Reimchronik der Stadt Neuß aus der Zeit der Belagerung durch Herzog Karl den Kühnen von Burgund, Bonn/Leipzig 1926. Ich danke dem Archivleiter des Stadtarchivs Neuss, Herrn Dr. Jens Metzdorf, für die Auskunft, dass die in Neuss befindlichen Archivalien für meine Fragestellung keine Informationen bieten (eMail vom 04.08.2011).
  • 25. Eine umfangreiche Konstruktion der Lautsphäre der Belagerung, die sich nicht auf die akustische Kommunikation beschränkt und alle zur Verfügung stehenden Quellen einschließt, kann hier nicht geleistet werden. Gleiches gilt für die Frage, wieweit die Reimchronik, ihr Vortrag und ihre Rezeption als akustisches Phänomen zu begreifen und in die Interpretation einzubeziehen ist. Vgl. dazu etwa Christoph Petzsch, Die Belagerung von Neuß. Eine Reimchronik ungewöhnlicher Anlage. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift N. F. 33 (1983), S. 327 und 333 Anm. 16.
  • 26. Vgl. zum Autor und seinem Text Ricarda Bauschke-Hartung, Christian Wierstraet: Die Belagerung von Neuss. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 121 (2017), S. 237–256 und Frieder Schanze, Art. Wierstraet, Christian. In: Verfasserlexikon² 10 (1999). S. 1055–1058 (mit weiterer Literatur).
  • 27. Zur Gestaltung des Textes und vor allem zum sehr ausführlichen Akrostikon, welches die Gestaltung des Textes dominiert, vgl. Petzsch, Belagerung, S. 325–334. Das Akrostikon gliedert den Text in Abschnitte von 8 bis 10 Versen und lautet: „Christianus Wierstraet Dictavit Anno Domini millesimo quadringentesimo Sepuagesimo quinto et Complevit in profesto beati thome apostoli ad honorem Domini nostri ihesu cristi et Gloriose virginis marie ac beati martiris sancti quirini necnon ad perpetuam rei memoriam o felix colonia o pulchra nussia hec vobis mittit dictamina.“ Hier werden nicht nur die Adressaten des Textes greifbar, sondern auch der gestalterische Anspruch des Autors. Die Gestaltung der Reimchronik war schon Inhalt der Vorrede zur Ausgabe von 1497, vgl. ebd. 326.
  • 28. Als Textgrundlage für die Reimchronik dient Constantin Nörrenberg/Adolf Ulrich, Christianus Wierstraat, Histori des beleegs van Nuis, In: dies. (Hrsg.), Die Chroniken der westfälischen und niederrheinischen Städte 1, Dortmund/Neuss/Göttingen 1887, S. 479–614. Vgl. für den Text auch Meisen, Wierstraits Historij. Für die Übersetzungen vgl. Herbert Kolb (Hrsg.), Christian Wierstraet: Die Geschichte der Belagerung von Neuss. Faksimile der Erstausgabe bei Arnold ther Hoernen Köln 1476, Neuss 1974. Kolb ist um eine „möglichst genaue schmucklose Übertragung“ (ebd. S. 5) bemüht. Zitiert wird im Folgenden die Übersetzung nach Kolb, Wierstraet mit der Angabe der Seitenzahl und das Original nach Nörrenberg/Ulrich, Wierstraat, mit der Angabe von Vers und Seitenzahl.
  • 29. „In [den Burgundern] woulden si [die Neusser] niet wiken,/ dair hoirt man grois geschal,/ nie minsch sach des geliken,/ it ging dair overal,/ van viand ind van vrunden/ ir ein den andren schoit/ so sweerlich as si kunden/ van leven bis zorn doit.“ (V. 339–346, S. 521f.).
  • 30. Vgl. dazu etwa Matthias Lexer, Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, Stuttgart 1992, S. 189.
  • 31. Eine ähnliche Erzählweise findet auch in V. 545, S. 528: „man sach si wenich lachen.“ „Man sah sie wenig lachen“ (S. 85). Auch wenn man das Lachen sicherlich auch als optisch wahrnehmbare Handlung interpretieren kann, deutet sich hier ein erzählerisches Überschreiten der Grenze zwischen den Sinneseindrücken zumindest an.
  • 32. „Groit gewalt ind heren noit/ wart gesten ind dair gehoirt,/ ein nitart groit dat irste schoit/ di Nuisser overpoirt.“ (V. 475–478, S. 526).
  • 33. So etwa V. 663, S. 532: „hant die bussen zo allen siden gegeben groissen klank.“ „Haben die Geschütze auf allen Seiten eine große Knallerei vollführt.“ (S. 94).
  • 34. So etwa V. 572, S. 529; V. 616, S. 530 oder V. 2244, S. 582.
  • 35. Vgl. V. 837f., S. 537.
  • 36. Zum Stadtpatron vgl. Toni Diederich, Stadtpatrone an Rhein und Mosel. In: Rheinische Vierteljahrsblätter 58 (1994), S. 25–86, hier S. 64f.; Max Tauch (Hrsg.), Quirinus von Neuss. Beiträge zur Heiligen-, Stifts- und Münstergeschichte, Köln 2000; Matthias Zender, Die Verehrung des heiligen Quirins von Neuss. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Neuss 1988. Zur Funktion Quirins in der Reimchronik vgl. Martin Clauss, Defensor civitatis? Überlegungen zum Stadtpatronat in der städtischen Memoria. In: Susanne Ehrich/Jörg Oberste (Hrsg.), Städtische Kulte im Mittelalter, Regensburg 2010, S. 153–168, hier S. 162–166.
  • 37. „Ein stillong alre klocken was geordent binnen Nuis./ bis zom fest der verhevong des hilgen vronen cruis./ As die werd processi mit innicheit dair geschach,/ do hoirt man alle klocken seer luden den selven dach/ ind sust in den hogen festen so luud man oever al,/ anders had man van geziden noch uren gein getal,/ dan as’t zor noit geburden, hoirt man die stormklock dort/ von den getruwen wechter seer kloppen up dat bort.“ (V. 691–698, S. 533).
  • 38. Vgl. etwa V. 2797, S. 601. Zu Hermann, dem Landgrafen von Hessen und späteren Erzbischof von Köln vgl. Maria Fuhs, Hermann IV. von Hessen, Erzbischof von Köln 1480–1508, Köln 1995.
  • 39. Vgl. V. 81f., S. 513 oder V. 2165–2167, S. 580: Hier erzeugen die Neusser viel Lärm, um sich Mut zu machen.
  • 40. Vgl. V. 80, S. 513.
  • 41. Vgl. etwa V. 327, S. 521.
  • 42. Vgl. etwa V. 1852, S. 570.
  • 43. Vgl. V. 836–868, S. 537f.
  • 44. V. 837f., S. 537: „der weichter sloich die stromklock hart/ ‚vuir!‘ rief hie do gar drade.“ „schlug der Wächter hart die Sturmglocke. ‚Feuer!‘ rief er sogleich danach.“ (S. 110).
  • 45. „de viand trumpetten“ (V. 848, S. 538).
  • 46. „dat heer woult soch zom storm setten“ (V. 849, S. 538).
  • 47. V. 855f., S. 538: „‘och leider‘ dat ein jeder rief,/ ‚verraten sin wir offenbair!‘“. „‘Es kommt immer schlimmer‘, rief ein jeder, ‚wir sind verraten, das ist doch klar.‘“ (S. 113).
  • 48. Vgl. V. 329, S. 521.
  • 49. Vgl. zu dieser Episode V. 1605–1657, S. 562f. und Bauschke-Hartung, Wierstraet, S. 248.
  • 50. „maichten dair ein vastavents spil/ mit stechen ind vroeligen schal,/ dat die van buiffen hoirden wal/ t’krijschen, rofen ind kreieren/ mancher wisen ind manieren.“ (V. 1608–1612, S. 562).
  • 51. „‘Addeuw naber, gi duet iem recht!/ sprach der getruwer engelsch knecht;/ dair mit was dair die spraich gesacht.“ (V. 1635–1637, S. 563).
  • 52. Anders hier die Herausgeber der Chronik, vgl. Nörrenberg/Ulrich, Wierstraat, S. 562, Anm. zu V. 1615.
  • 53. Zur Sprache der Chronik vgl. Walter Hoffmann, ... DAS ALTE EXEMPLAR// DAS INN DER SPRACH GANTZ FINSTER WAR.... In: Werner Besch/Thomas Klein (Hrsg.), Der Schreiber als Dolmetsch. Sprachliche Umset-zungstechniken bei innersprachlichen Texttransfer in Mittelalter und Früher Neuzeit, Berlin 2008, S. 193–208, vor allem S. 193–197.
  • 54. Vgl. V. 57f., S. 512.
  • 55. „frembt geklaf“ (V. 417, S. 524).
  • 56. Vgl. etwa V. 413, S. 524: „‘tradir‘, dat es verredere“.
  • 57. Es finden sich weitere Beispiele für Kommunikation zwischen den Neussern und ihren Belagerern, vgl. V. 2670–2684, S. 596f.
  • 58. „hoert vort, vrund“ (V. 933, S. 540). Weitere Beispiele: V. 716, S. 533; V. 932, S. 540 oder V. 1416, S. 556.
  • 59. Die einzige Ausnahme ist der oben geschilderte und explizit markierte Sonderfall im Rahmen einer Prozession.
  • 60. Vgl. etwa V. 837f., S. 537.
  • 61. Vgl. V. 570–574, S. 529 oder V. 2244–2246, S. 582.
  • 62. Vgl. V. 675, S. 532.
  • 63. Vgl. V. 1742, S. 566.
  • 64. Vgl. V. 101, S. 513.
  • 65. Vgl. V. 2608, S. 595.
  • 66. Vgl. Adolf Ulrich, Acten zum Neusser Kriege 1472–1475. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 49 (1889), S. 1–191. Hier findet sich nur ein einziger Hinweis auf die Lautsphäre (Nr. 61: Bericht der Stadt Köln an die Stadt Straßburg vom 29. November 1474 über ein erfolgreiches Gefecht, S. 38f.: Hier erschallen die Trompeten zum Zeichen des Sieges). In diesem Bericht ist die narrative Ausgestaltung des Textes offenkundig.
  • 67. Neben dem Hören verweist Wierstraet auch auf andere Sinne und Sinneseindrücke – wie etwa das Riechen. Vgl. dazu Bauschke-Hartung, Wierstraet, S. 249.
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