Veteranen und Veteranenverbände in Politik und Gesellschaft

Ein Workshop des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften vom 10.-12. Juni 2020
Datum: 
Mittwoch, 10. Juni 2020 bis Freitag, 12. Juni 2020
Ort: 
Potsdam
Deadline: 
Samstag, 30. November 2019

Wenn Kriege enden, kehren Soldaten und zunehmend auch Soldatinnen nach Hause zurück. Sie stehen vor der Herausforderung, in der heimatlichen Alltagswelt beruflich wie privat wieder Fuß zu fassen. Bereits für die Antike sind Vorkehrungen bekannt, die seitens der politisch Herrschenden getroffen wurden, um die Integration zu erleichtern oder überhaupt erst möglich zu machen: in materieller Hinsicht wurden Versorgungsleistungen und Eingliederungshilfen gewährt und in symbolischer Hinsicht Formen der Würdigung des erbrachten Dienstes etabliert. Wie der Blick in die Geschichte gleichfalls zeigt, ist der „Dank des Vaterlandes“ (Diehl) keinesfalls immer gewiss. Nicht selten müssen Veteranen ihre Ansprüche auf Anerkennung und Versorgung erst gegen Widerstände durchsetzen. Sie rekurrieren hierbei auf das Kapital, das sie sich durch den Militärdienst erworben haben: etwa auf die sozialen Kontakte zu vormaligen Kameraden, die Hilfe und Unterstützung bieten; auf die erbrachten Opfer, mit denen die politische wie moralische Verpflichtung auf Anerkennung seitens der Heimatgesellschaft einhergeht, die bei Bedarf auch öffentlichkeitswirksam eingeklagt werden kann; oder auf den heroischen Nimbus, der mit Erfahrungen von Krieg und Gefecht verbunden ist und über den Kreis der unmittelbar Betroffenen hinaus sinnstiftende Bedeutung entfalten kann. Unter welchen Bedingungen und mit welchen Folgen diese und weitere Aspekte, die den Erfahrungsraum und den Erwartungshorizont von Veteranen typischerweise kennzeichnen, gesellschaftspolitische Präsenz sowie Relevanz entfalten, soll im Rahmen eines Workshops zum Thema „Veteranen und Veteranenverbände in Politik und Gesellschaft“ erörtert werden, der vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr veranstaltet wird. Ziel der Veranstaltung ist es, die Mittel und Wege zu beleuchten, mit denen Veteranen zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Kontexten ihre Interessen und Bedürfnisse öffentlich zu artikulieren und durchzusetzen such(t)en. Für den jeweiligen Erfolg oder auch das Scheitern dieser Bemühungen spielen Organisations- wie Mobilisationsformen ebenso eine Rolle wie die spezifischen gesellschaftspolitischen Konstellationen, die Handlungsspielräume eröffnen oder beschränken. Gesucht werden daher Beiträge, die die Rolle von Veteranen und ihren Verbänden in Politik und Gesellschaft unter einer der drei folgenden Perspektiven diskutieren:

• Veteranenpolitik
Mit welchen politischen Forderungen und welchen gesellschaftlichen Erwartungen treten Veteranen nach einem Krieg oder Militäreinsatz an die Öffentlichkeit? Welche Vergangenheitsbezüge werden hierfür in welcher Weise mobilisiert, welche Selbst- und Fremdbilder, welche Vorstellungen der Beziehungen von Politik, Gesellschaft und Militär treten zutage?

• Veteranenorganisationen
Wann und wie schließen sich Veteranen organisational zusammen (und wann lösen sich diese Vereinigungen gegebenenfalls wieder auf)? Mit welchen Mitteln und auf welchen Wegen versuchen Veteranenverbände, den Interessen und Bedürfnissen ihrer Mitglieder nachzukommen? Welche verbandsinternen Konflikte, welche politischen oder gesellschaftlichen Spannungen treten zutage? In welchem Zusammenhang stehen diese zur jeweiligen Kriegs- bzw. Militärvergangenheit?

• Veteranenkarrieren
Unter welchen Umständen gelingt es Einzelnen, als „Veteran“, also unter sozialer Anerkennung und expliziter Inanspruchnahme der eigenen Kriegs- bzw. Militärvergangenheit, eine Karriere in Wirtschaft oder Politik zu machen? In welchem Verhältnis steht hier die Mobilisierung des eigenen Veteranenstatus im Vergleich zu anderen Ressourcen? Wie stehen solche Personen zu anderen Veteranen und ihren Verbänden, wodurch unterscheiden sie sich, was sind die gemeinsamen Bezugspunkte?

Neben Beiträgen, die sich mit Veteranen und ihren Verbänden im deutschsprachigen Raum beschäftigen, sind insbesondere Untersuchungen zu anderen Ländern willkommen. Analysen zu historischen Fällen sind ebenso erwünscht wie die Betrachtung zeitgenössischer Beispiele. Vortragssprachen für die 30minütigen Vorträge sind Deutsch und Englisch. Entsprechende Beitragsvorschläge im Umfang von bis zu 2.500 Zeichen werden zusammen mit einer kurzen biografischen Notiz bis 30. November 2019 erbeten an NinaLeonhard@bundeswehr.org.

 

Kontakt:
PD Dr. Nina Leonhard
Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Zeppelinstr. 127/128 14471 Potsdam

 



Call for Papers for a Workshop at the Bundeswehr Centre of Military History and Social Sciences on the Topic of “Veterans and Veterans’ Associations in Politics and Society”, Potsdam, 10 - 12 June 2020

When wars end, soldiers, nowadays an increasing number of them female, return home. They face the challenge of re-establishing themselves in their everyday professional and private lives. Provision is known to have been made by rulers as early as in the ancient world to facilitate integration or to indeed make it possible at all: materially, pensions, benefits and various forms of integration assistance were granted; symbolically, forms of appreciation for the services rendered were established. However, a look back in history also shows that veterans cannot always be by any means certain of the “thanks of the fatherland” (Diehl). Veterans often have to overcome resistance to assert their claims to recognition, pensions and benefits. They make recourse to the capital they have gained by performing military service: to the social contacts they have forged with former fellow-soldiers, who offer assistance and support; to the sacrifices they have made that are associated with the political and moral obligations requiring society in their country to grant them recognition, this being able to be demanded to be met publicly if necessary; or to the nimbus of heroism that is connected to experiences of war and battle and can develop meaningfulness beyond the groups of those directly concerned. A workshop on the topic of “veterans and veterans’ associations in politics and society” organized by the Bundeswehr Centre of Military History and Social Sciences will discuss the conditions under which and the consequences with which these and other aspects that typically characterize the space of experience and the horizon of expectation of veterans develop a presence and a relevance in society. The aim of the workshop is to highlight the ways and means used by veterans at different times and in different contexts to publicly articulate and assert their interests and needs. Forms of both organization and mobilization are just as important for the success or failure of these efforts as the specific socio-political constellations that provide or restrict scope for action. The workshop therefore calls for papers discussing the role of veterans in politics and society from one of the following three angles:

• Veteran policy
What political demands are made by veterans and what expectations of society are voiced when they go public after a war or military operation? What references to the past are made and how, what representations of self and others are revealed, what ideas of the relations between the political authorities, society and the military are brought to light?

• Veterans’ organizations
When and how do veterans organize themselves (and when do these organizations maybe dissolve again)? In what ways and by what means do veterans associations attempt to satisfy the interests and needs of their members? What internal conflicts, what political or social tensions come to light? What connection do these conflicts and tensions have with the respective war and military past?

• Veterans’ careers
Under what conditions do individuals succeed as “veterans”, i.e., experiencing social recognition and making explicit use of their war or military past, in carving out a career in the business world or politics? What is the ratio between individuals who make use of their status as veterans and other resources? What do such individuals think of other veterans and their associations, what are the differences between them, what do they have in common?

In addition to papers dealing with veterans and their associations in German-speaking countries, we particularly welcome studies on the situation in other countries. Analyses of historical cases and discussions of contemporary examples are equally welcome. The languages for the papers, which should be 30 minutes long, are German and English. We invite you to submit proposals for papers of up to 2,500 characters together with a short biographical note by 30 November 2019 to NinaLeonhard@bundeswehr.org.

 

Contact:
PD Dr. Nina Leonhard
Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Zeppelinstr. 127/128
14471 Potsdam