Fotos von sowjetischen Flintenweibern und Gefangenen als Quelle der Feindbildforschung (Dissertation)
Olli Kleemola
Projektskizze
Veröffentlicht am: 
10. Dezember 2012
DOI: 
10.15500/akm.10.12.2012

In meiner Dissertation analysiere ich das Bild des Feindes an der Ostfront anhand deutscher und finnischer Kriegsfotos während des zweiten Weltkrieges. Speziell konzentriere ich mich hier auf das Bild sowjetischer Soldatinnen, der sogenannten Flintenweiber als Gefangene oder Gefallene. Diese waren sowohl für Deutschland als auch für Finnland ein Spezialfall, da weder deutsche noch finnische Soldaten darauf vorbereitet waren gegen Frauen zu kämpfen. Während die finnische Propagandamaschinerie Sowjetsoldatinnen weg zu retuschieren versuchte, verwendete die NS-Propaganda sie als Beispiel für die "Abartigkeit der Sowjets". Vergleichend werden hier ausgewählte Bilder von männlichen sowjetischen Kriegsgefangenen betrachtet.

Die zentralen Fragen meines Forschungsprojekts sind: Wie unterscheidet sich das Bild der männlichen und weiblichen Kriegsgefangenen voneinander in der PK-Fotografie beider Länder? Wie wurden gegnerische Gefallene an der Ostfront fotografiert? Welche geschlechtsbedingte Unterschiede sind dabei hervorzuheben? Welche Unterschiede lassen sich zwischen den PK- und den sogenannten "Knipserbildern" des jeweiligen Landes finden?

Als Material werden sowohl offizielle Propagandafotos der finnischen Armee, die sogenannten TK-Fotos, wie auch offizielle deutsche PK-Fotos herangezogen. Die Propagandafotos waren während des Krieges praktisch das Einzige, was publiziert werden durfte und auch die Propagandafotografen unterlagen strengen Richtlinien. Anhand der komplett erhaltenen Bestände von Propagandabildern in Finnland und die zu großen Teilen erhaltenen in Deutschland ist es möglich, das offiziell von der Kriegsleitung genehmigte Bild zu rekonstruieren.

Vergleichend kommen hier auch die inoffiziellen Soldaten- oder Knipserbilder der beiden Länder zum Einsatz. In Finnland war die Fotografie an der Front offiziell verboten, erfreute sich aber trotzdem großer Beliebtheit. In Deutschland dagegen wurden die Soldaten geradezu dazu aufgefordert, zu fotografieren. So entstanden in den beiden Ländern persönliche Fotosammlungen, -alben und -konvolute, die auch jene Seite des Krieges zeigen, die von der Propaganda bewusst totgeschwiegen wurde.

Methodisch knüpft mein Projekt an die historische Bildforschung an. Aus der Sicht der Bildforschung sind Bilder nie neutrale, wahrheitsgetreue Ablichtungen der Realität, sondern sie transportieren immer gewisse Konventionen und Werte. Deswegen ist es wichtig, bei der Verwendung von Bildern als Primärquelle immer auch deren ursprünglichen Entstehungskontext zu berücksichtigen.

Das Projekt wird von Prof. Timo Soikkanen und Prof. Kimmo Rentola an der Universität Turku – Abteilung Zeitgeschichte betreut und durch the Finnish Doctoral Programme of History gefördert.

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Finnische Soldaten haben gefallene russische Soldatinnen  mit entblößter Brust fotografiert. (Ohne Zeit- und Ortsangabe)
Russische Gefangene in Lappland. (Ohne Zeit- und Ortsangabe)
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