In der allerersten Ausgabe des AKM-Newsletters betonte der damals Erste Vorsitzende des AKM, Prof. Wilhelm Deist, „[…] daß die Gründung des Arbeitskreises einem tatsächlichen Bedürfnis entsprach. Nun gilt es, den geschaffenen Rahmen mit Leben zu erfüllen. Mit Ihrer aktiven – darauf sind wir angewiesen – aktiven Teilnahme an der Gestaltung des wissenschaftlichen Forums, als das sich der Arbeitskreis versteht, sollte und wird uns das gelingen. Es wird u.a.
Rivalisierende Führungsverständnisse und Entscheidungsräume der Karriereförderung in der Psychologischen Kampfführung der Bundeswehr, 1958-1970
Von:
Carsten Richter
Wachsende Verregelung durch Bürokratie und Führungsvorgaben schränkte im 20. Jahrhundert die Handlungsfreiheit militärischer Akteure zunehmend ein und gefährdete in deren Wahrnehmung das deutsche Führungsideal der Auftragstaktik, das Initiative und Entschlusskraft betonte. Am Beispiel der Karrieren zweier gegensätzlicher Führungspersönlichkeiten zeigt sich, dass in der Bundeswehr sowohl auftrags- als auch befehlstaktische Ansätze für höchste Führungspositionen qualifizierten. Bei ihrer Förderung offenbart sich ein flexibler Umgang mit Verwaltungsvorschriften zwischen Missachtung und strategischer Nutzung.
Eine Verwaltungskarriere zwischen Wehrmacht und bayerischem Finanzdienst
Von:
Bernhard Gotto
„Haben Sie gedient?“ ist eine ikonische Frage in Deutschland. In zwei der beißendsten Satiren über den Militarismus des wilhelminischen Deutschland, in Heinrich Manns Roman „Der Untertan“ und in der durch die Darstellung Heinz Rühmanns berühmt gewordenen Verfilmung von Carl Zuckmayers „Hauptmann von Köpenick“ von 1956, definiert dieses Erkennungsmerkmal die soziale Positionierung der Protagonisten.
In der gegenwärtigen Berichterstattung wird die Bundeswehr häufig als bürokratischer Moloch beschrieben, der an der Bereitstellung selbst einfachster Ausrüstungsgegenstände scheitert. Das Motiv des bürokratisierten Militärs ist weder originell noch neu, sondern findet sich in zahlreichen Quellen der neuzeitlichen Militärgeschichte. Seine Historisierung ermöglicht es, einen bislang Desiderat gebliebenen Teil der Verwaltungsgeschichte zu beleuchten und die Bürokratiediskurse im und um das Militär zu erforschen.
Die Geschichte des Kyffhäuserbundes nach dem Ersten Weltkrieg ist ein zeithistorisches Desiderat. Dabei avancierte der Verband zu einem zentralen Akteur des nationalistischen Spektrums der Weimarer Republik. Eine neue Veröffentlichung beschäftigt sich nun mit seiner Rolle bei der Konstruktion des Veteranen.
Die Lautsphäre ‚Belagerung von Neuss‘ in der „Histori des beleegs van Nuis“ des Christian Wierstraet
Von:
Martin Clauss
Bislang steht die Erforschung des mittelalterlichen Krieges unter einem Visualprimat und Untersuchungen zu Akustik oder Olfaktorik finden sich allenfalls in Ansätzen. Dieser Beitrag rückt einen auditiven Aspekt des Krieges in den Mittelpunkt und analysiert die akustische Kommunikation während der Belagerung von Neuss (1474/75) in der zeitgenössischen Reimchronik des Stadtschreibers Christian Wierstraet. Dabei werden Anregungen der Lautsphärenforschung aufgegriffen und erprobt.
Zur historischen Analyse einer Herrschaftskonstellation im neuzeitlichen Staat
Von:
Christoph Nübel
Der folgende Beitrag eröffnet einen neuen Themenschwerpunkt auf dem Portal Militärgeschichte: "Armee und Bürokratie", hrsg. von Christoph Nübel. Alle vier Wochen erscheint ein Folgebeitrag.
Das Militär gilt in der Bundesrepublik als Inbegriff des "Bürokratismus". Diese Ansicht verkennt, dass Streitkräfte ihrerseits dazu neigten, Bürokratie als eine dem Militär wesensfremde Einschränkung zu betrachten. Ohne die Entwicklung des modernen Staates und seines Verwaltungswesens wäre die Entwicklung des modernen Militärwesens jedoch unmöglich gewesen. Der Artikel historisiert auf den "Bürokratismus" bezogene Narrative und argumentiert, dass eine Untersuchung des Spannungsfeldes von Militär und Verwaltung fruchtbare Forschungsperspektiven eröffnet.
In der Schwarzmeerhafenstadt Suchum, der Hauptstadt der zwischen Georgien und Russland gelegenen Republik Abchasien, befindet sich das Abchasische Staatsarchiv. Die Unabhängigkeit des seit 1992 unabhängigen Staates ist lediglich von sechs UN-Mitgliedsstaaten – allen voran Russland – anerkannt. Viele weitere, darunter vor allem die Türkei, pflegen jedoch informelle Beziehungen mit der Kaukasusrepublik.
Deutsche MusikerInnen in amerikanischen Soldatenclubs
Von:
Lena Rudeck
Die historische Forschung der Alliierten Besatzung Deutschlands nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges unterlag lange Zeit einer Perspektive, die sich auf die strukturellen Umbrüche und politischen Neuordnungen fokussierte. Jüngere Forschungen betonen hingegen den Alltag der Besatzung und verstehen Besatzungsgeschichte stärker als Akteursgeschichte. In diesem Beitrag stehen die deutschen MusikerInnen im Fokus, die in US-amerikanischen Soldatenclubs auftraten und sich so – nicht selten – eine gute Verdienstmöglichkeit aber auch Kontakte zu Angehörigen der Besatzungsmacht sichern konnten.
Praxis und historische Semantik vom Boxerkrieg bis zur Bundeswehr
Von:
Markus Pöhlmann
Die Verwendung der Bundeswehr jenseits der Landes- und Bündnisverteidigung wird in der deutschen Politik, aber auch in den Streitkräften selbst noch 30 Jahre nach dem ersten Auslandseinsatz oft und kontrovers diskutiert. Über die Urgeschichte des Einsatzes und die Herkunft des Begriffs besteht allerdings bislang in der Politik- und der Geschichtswissenschaft weitgehend Unklarheit. Gab es schon vor 1955 "Einsätze" deutscher Streitkräfte? Was waren deren Besonderheiten? Und wie entwickelte sich überhaupt der Begriff "Einsatz"?