Vom Umgang mit den Toten - Sterben im Krieg von der Antike bis zur Gegenwart

Gemeinsame Jahrestagung 2014 des Arbeitskreises Militärgeschichte e.V und des Arbeitskreises Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit e.V.
Datum: 
Donnerstag, 18. September 2014 bis Samstag, 20. September 2014
Ort: 
Ingolstadt

Töten und Sterben sind konstitutive Bestandteile des Krieges. Das gegenseitige Töten und die Toten bilden eine elementare Herausforderung kriegerischen Planens, Handelns und Denkens. Das eigene Sterben sowie das Töten des Gegners sind für alle am Krieg beteiligten Akteure zu jedem Zeitpunkt explizit oder implizit präsent. Die Geschichte des Krieges als Geschichte des Todes zu schreiben führt ins Zentrum einer Militärgeschichte als Geschichte organisierter Gewalt.

Die Tagung nimmt die Praktiken im Umgang mit dem Tod der Kombattanten im diachronen und transkulturellen Vergleich in den Blick. Jede Gesellschaft, heroisch oder postheroisch, ist auf die Unterstützung zumindest eines Teiles ihrer Mitglieder angewiesen, um Kriege zu führen. Der Rechtfertigungsdruck, den jeder Krieg erzeugt, nimmt durch Anzahl und Qualität der Kriegstoten zu. Diese werden daher heroisiert, marginalisiert, ökonomisiert, kontextualisiert und geleugnet. Sterben umfasst dabei immer auch eine praktischtechnische Dimension: Wie verschafft man sich einen Überblick über die Toten, ihre Anzahl ("bodycount") und ihre Identität? Wie werden die sterblichen Überreste behandelt? Wie wird die Nachricht vom Tod den Familien überbracht? Welche Öffentlichkeiten erzeugt die Kommunikation über die Toten eines Krieges?

Wissenschaftliche Koordination: PD Dr. Martin Clauss (Technische Universität Chemnitz) | Dr. Stefanie Rüther (Universität Göttingen)

Veranstaltungsort: Bayerisches Armeemuseum, Paradeplatz 4, 85049 Ingolstadt

Anmeldung erbeten unter:  info@armeemuseum.de oder schriftlich an das Bayerische Armeemuseum

Tagungsgebühr: 5 € (für Mitglieder der Arbeitskreise kostenlos)

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Programm:

Donnerstag, 18. September 2014

14.00  Ansgar Reiß (Ingolstadt) - Begrüßung  |    Martin Clauss (Chemnitz)  -  Einführung

14.30  Sektion 1: Materialität des Todes

Moderation: Martin Clauss (Chemnitz)

Harald Schulze (München):  Die Toten von Marathon

Birgit Großkopf (Göttingen):  Sterben jenseits des Schlachtfeldes – ein Massengrab napoleonischer Soldaten

15.45  Pause

16.15  Sektion 2: Der erzählte Tod

Moderation: Marian Füssel (Göttingen)

Christoph Schubert (Wuppertal):  Die Kriegstoten im antiken Epos

Alexander Denzler (Eichstätt):  Kriegstote in Selbstzeugnissen des Dreißigjährigen Krieges

Andrea Hofmann (Mainz):  "Das ist also mein Anteil an dem großen Opfer!" – Deutungen des Soldatentodes in evangelischen Kriegspredigten und Andachtsschriften des Ersten Weltkriegs

18.00  Pause

19.00  Abendvortrag  -   Manfred Hettling (Halle-Wittenberg):  Politischer Totenkult in der bürgerlichen Gesellschaft (18.-21. Jh.)

Freitag, 19. September 2014

09.00  Sektion 3: Praktiken im Umgang mit den Kriegstoten

Moderation: Kerstin von Lingen (Heidelberg)

Nina Janz (Freiburg):  Der Soldatentod in der Wehrmacht - Ehrenhaine und Heldengedenken im Zweiten Weltkrieg

Marian Füssel (Göttingen):  Ein "Jammer- und Todestal". Die Toten auf den Schlachtfeldern des 18. Jahrhunderts

Eike Faber (Potsdam):  Demokratie, Krieg und Tod. Das klassische Athen (5. und 4. Jh. v. Chr.) und die eigenen Kriegstoten

10.45  Pause

11.15  Sektion 4: Verwaltung der Kriegstoten

Moderation: Stefanie Rüther (Göttingen)

Daniel Hohrath (Ingolstadt):  Der General spricht nicht vom Tod – Verluste als Faktor im militärischen Denken des 18. und 19. Jahrhunderts

Andreas Reder (Bamberg):  Leben und Sterben im fränkischen Kreisregiment von Varell und im Bamberger Subsidienbataillon – im Spiegel ihrer Militärkirchenmatrikel

Uwe Tresp (Potsdam):  Der Tod ist kein Schaden. Tod und Sterben von Söldnern aus der Perspektive der spätmittelalterlichen Finanzverwaltung

13.00  Pause

14.30  Sektion 5: Das Bild der Kriegstoten

Moderation: Ansgar Reiß (Ingolstadt)

Marc Hansen (Flensburg):  Die Toten der Schlacht im Großen Krieg und das Museum – Eine vergleichende Analyse der Darstellungspraxis deutscher und britischer Militärmuseen

Ralf Raths (Munster):  Schockbilder, Gewaltpornographie, Abstumpfung – Gedanken zur musealen Verwendung von explizitem Bildmaterial

15.45  Pause

16.15  Besuch des Armeemuseums  -  Ausstellung "Der Erste Weltkrieg"

18.30  Mitgliederversammlung des Arbeitskreises Militärgeschichte und Verleihung des Wilhelm Deist-Preises

Samstag, 20. September 2014

09.00  Sektion 6: Die Öffentlichkeit der Kriegstoten

Moderation: Stig Förster (Bern)

Oliver Landolt (Schwyz):  Von den Schlachtjahrzeiten zu den Wehrmännerdenkmalen – Zur Bedeutung von Kriegsgefallenen und während Kriegszeiten verstorbenen Soldaten im Gebiet der heutigen Schweiz vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart

Sebastian Jobs (Berlin):  Gold Stars und Trauerflor – Kriegstote in Siegesparaden in New York City

Kaare Dahl Martinsen (Oslo):  The Reception and Commemoration of German, British and Danish Soldiers Repatriated from Afghanistan

10.45  Pause

11.15  Sektion 7: Hierarchisierung von Kriegstoten

Moderation: Daniel Hohrath (Ingolstadt)

Alheydis Plassmann (Bonn):  Normannen und Anglo-Normannen im Umgang mit gegnerischen Toten (1066-1200)

Martina Metzger (Ingolstadt):  Hingerichtete Widerstandskämpfer und Gefallene aus dem 17. (bayerischen) Reiter- und Kavallerie-Regiment: Sinndeutungen und Bewertungen

12.30  Zusammenfassung | Diskussion  -  Leitung: Stefanie Rüther (Göttingen)

13.00  Tagungsende

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Kontakt:

Bayerisches Armeemuseum

Paradeplatz 4

85049 Ingolstadt

(t) +49 (0)841-9377-0

(f) +49 (0)841-9377-200

info@armeemuseum.de